Im 20. Jahrhundert ist die Erfahrung des Sternenhimmels unmittelbar mit den ästhetischen Bildern von Nebeln und Galaxien der NASA verbunden. So sind es auch digitale Bilder des Hubble-Weltraumteleskops von stellaren oder interstellaren Nebeln, die Bernd Zimmer zu einer Werkgruppe inspirierten, die nun seit fast zehn Jahren entsteht.
Beide Gemälde charakterisieren sich vorrangig durch expressive Farbexplosionen, durch eine bestechende Materialität der Farbe und eine atemberaubende Tiefensuggestion. Der Betrachter wird gleichsam in das Innere eines Nebels hinein- und zugleich miteinbezogen.
Die Arbeiten entwickeln sich durch Schüttungen und Spritzungen vorrangig blauer und grüner Farbtöne, die Zimmer aus kleinen Eimern und Schüsseln auf die Leinwand aufträgt. In bis zu dreißig Sitzungen entstehen auf diese Weise sukzessiv kosmische Räume, die der Künstler durch gelbe Punkte ergänzt, den Sternen. Dabei evoziert er durch das Zufügen, respektive Schütten von helleren und dunkleren Tönen derselben Farbfamilie sowie Rottönen einen Farbraum. Die Tiefensuggestion wird besonders durch das Durchschimmern der Farbe Rot hervorgerufen und durch die Wahl des großen Formats zusätzlich verstärkt. Das Phänomen der Farbperspektive tritt ein: Das Rot scheint stärker in den Vordergrund zu treten und rückt die blauen Töne in den Mittel- und Hintergrund des Bildes.
Zimmer reflektiert in seinen Gemälden die digitalen Fotografien des Weltraumteleskops und stellt sie damit zugleich zur Diskussion. Denn diese Fotografien lassen in zweifacher Hinsicht Zweifel an deren Authentizität aufkommen: Einerseits entziehen sich die Motive des Teleskops dem menschlichen Auge und damit einer natürlichen Wahrnehmung und Authentizitätsüberprüfung und andererseits werden die digitalen Bilder aus dem Weltraum technisch bearbeitet sowie nachträglich koloriert. Was die NASA als Dokumentation eines astronomischen Phänomens erstellt, wird zu einem Produkt mit einer ästhetischen Wirkung umgeformt. Zimmer bedient sich der Farb- und Formenvielfalt dieser Fotografien, um sie in seine Bildsprache und -auffassung zu transponieren und zu einem völlig neuen Bild des Kosmos zusammenzusetzen. So äußert er sich hierzu: »Ich male mir ein Bild, meine Vorstellung von kosmischen Phänomenen, welche wir nie sehen werden, nie erreichen werden.«
In den »Cosmos«-Bildern werden astrophysikalische Erklärungsversuche zur Entschlüsselung des Weltalls thematisiert und ästhetisch formuliert. Dabei beschäftigt sich der Künstler auch mit religiösen Fragen, indem er konstatiert: »Ich schwanke in meinen Bildern zwischen religiösen und physikalisch-materiellen Vorstellungen. An den physikalischen Vorstellungen ist spannend, dass wir das alles zu erklären versuchen. Das schließt aber nicht aus, dass es einen Schöpfer gibt. Die Frage ist, warum er es gemacht hat. Wie fängt alles an und wie hört alles auf?«