Der Berg ist das zentrale Motiv im Werk von Leta Peer (geb. 1964). Immer wieder sucht die Schweizerin die Berge auf und inszeniert sie in ihren Gemälden als Orte der Stille. Dennoch sind diese Arbeiten weit davon entfernt, als reine »Bergidyllen« gelten zu können.
Denn Peer irritiert die Schönheit und das Pathos des Motivs durch die Auswahl des Bildausschnitts und durch eine Farbwahl, die das Klischee von Gebirgsgemälden ins Absurde steigert. Auch in ihren Fotografien montiert sie die Gemälde in goldene Rahmen und barocke Räume im Zustand der Restaurierung, wie zuletzt in der Ausstellung »To inhabit a place« und verfremdet durch diese Verortung den traditionellen Gegenstand ihrer Malerei.
In der »Landschaft GF 69« zeichnet sie nicht die beeindruckende Konturlinie eines Gebirgsmassivs nach, sondern lässt den Gipfel – wie in einer ungekonnten, verrutschten Fotografie – am unteren Rand in das Gemälde hineinragen. Ohne die fundamentale Masse des Gebirges betont sie auf diese Weise die Schwindel erregende Höhe der Bergspitze und die atemberaubende Weite der Himmelszone. Mit diesem Blickwinkel sieht die Künstlerin jene Gegend, aus der sie stammt, mit neuen Augen und behauptet damit malerisch das Genre der Gebirgsmalerei gegen das übliche Bildklischee. Damit gelingt ihr auf hochästhetische Weise die Distanzierung vom traditionellen Motivrepertoire, ohne das Motiv der Berge an sich mit satirischen Mitteln zur Disposition zu stellen. So kann auch der zeitgenössische Blick die Berge Leta Peers als metaphorische Sehnsuchtsorte begreifen, deren Weite durch keine verbrauchte Bildtradition verstellt ist.