Die Entstehung des zwölfteiligen Fotozyklus »Humboldt« in den Jahren zwischen 1999 und 2001 führte den in Spanien lebenden Künstler Darío Álvarez Basso (geb. 1966) in seine venezolanische Heimat zurück. Dem Thema »Natur« in seiner Arbeit schon in vergangenen Werkphasen aufgeschlossen unternahm Basso in dieser Zeit eine ausgedehnte Expedition in die Regenwälder Venezuelas, inspiriert durch die Reisen des Naturforschers und Geographen Alexander von Humboldt, dem die Fotoserie auch gewidmet ist.
Aber auch die Reisebeschreibungen Theodor de Brys und die Gedichte Pablo Nerudas – vor allem sein »Canto General« – sind in die umfangreichen Ergebnisse dieser Reise, zu der parallel zu den Fotografien und Leinwandarbeiten ein großes Tagebuch in Form von Aquarellen entstand, eingeflossen. Die Herangehensweise Bassos an das Naturthema ist eine zunächst scheinbar wissenschaftliche: In extremer Vergrößerung werden dem Betrachter Pflanzenteile, vegetabile Formen oder auch unter Wasser aufgenommene Pflanzen vor Augen geführt. Dabei bezieht der Künstler die Prozesse der Natur selbst als gestaltende Kraft in seine Arbeiten ein, indem er die Fotos mit Aquarellfarben übermalt und sie teilweise zusätzlich unter Wasser legt bzw. der Feuchtigkeit des Regenwaldes aussetzt. So lösen sich Farbe und Fixierung an manchen Partien wieder auf und erzielen den Effekt des Unscharfen, Verschwommenen, Verwischten. Basso geht es in seiner Arbeit nicht um große Landschaften, sondern er widmet sich dem Ausschnitthaften des großen Ganzen, dem Fragment und dem Moment. Schritt für Schritt deckt er die Ästhetik der Naturformen auf, spürt den Einzelformen nach und macht ihre Schönheit nahezu enzyklopädisch sichtbar.