Die acht unbetitelten Papierarbeiten des katalanischen Malers Joan Hernández Pijuan (geb. 1931) repräsentieren seine unverwechselbare, konzentrierte Formensprache. Es sind ›Zeichenbilder‹ in hoch dosierter, reduzierter Form, aus einfachen Linien und Kreisen auf unterschiedlichem Papier in Rostbraun, Siena oder Ocker.
Immer wieder hat Pijuan, der heute zu den bedeutendsten Vertretern der zeitgenössischen spanischen Malerei zählt, selbst den Bezug zur Landschaft an seine Bilder herangetragen – so hat er sie etwa unter dem Titel »Bilder – Landschaften« ausgestellt. Manchmal entdeckt man einen mit einfachsten Mitteln erfassten Baum, meint auf ein Feld zu blicken oder die sich kräuselnden Wellen auf dem Wasser zu erkennen. Ackerfurchen, Blumen oder Strohballen boten offensichtlich strukturelle Anregungen für einige seiner kürzelhaften Zeichnungen. In Pijuans Bildern ist die Landschaft jedoch nie Objekt der direkten Betrachtung und Reproduktion, sondern vielmehr eine in ein Emblem gegossene Erinnerung, ein Extrakt des immer wieder Gesehenen und Erlebten. Der Blick aus Pijuans Landhaus auf die Landschaft von Folquer in Katalonien liefert Anregungen: die staubigen, erdigen Farben der sonnenverbrannten Felder, die ausfransenden Linien der Grenzmarkierungen, Zeichen einer intensiven Bewirtschaftung der durch den Menschen in Besitz genommenen Natur.
Notwendig zur Entstehung des Bildes ist dann jedoch ein geradezu meditativer Akt der Reduktion, der Vereinfachung. Das, was Kindern noch spontan gelingt, die Rückführung komplexer Gegenstände auf die notwendigsten Linien und Formen, hat sich Pijuan in einer ästhetisch unmittelbar überzeugenden Weise erarbeitet. »Ich versuche immer so zu malen, als wüßte ich nichts über die Malerei, als wäre jedes Bild mein erstes«, beschreibt Hernández Pijuan diesen Prozess der Reduktion. Der Landschaftsraum erfüllt dabei die Rolle eines Leitmotivs: sie liefert den sensuellen Impuls und das unverwechselbare Vokabular. Das Bild wird trotz oder durch den hohen Grad an Abstraktion zum Speicherplatz für die Erfahrungen und Erinnerungen des Menschen mit der Natur und zum Beweis seiner nachhaltigen Präsenz.