Die 25 kleinen Bildtafeln von Charles Thomas O’Neil (geb. 1966) sind Teil eines weit umfangreicheren Zyklus des amerikanischen Künstlers: Auf den glatten Malgrund aus Kupfer, Messing oder Aluminium wirkt lasierend aufgetragene Farbe duftig und zart.
Helle, dennoch gedämpfte Töne in warmem Grau, Ocker, Gelb, Gelb-Grün, Hellblau und Weiß in feinsten Abstufungen bestimmen den fröhlich-sanften Charakter der abstrakten Kompositionen. Obwohl von den Bildträgern jeweils nur ein kleiner feiner Rand an den Kanten sichtbar bleibt, prägt das darunter liegende Metall doch entscheidend die lichte Leichtigkeit eines jeden Bildes. Punkte, runde Flecken, Kreise und Ovale scheinen zwischen halbrund geschlossenen oder auch unregelmäßig geraden Linien oder sternförmigen Gebilden zu wachsen oder zu schwimmen. Die malerische Strategie des Künstlers beruht auf einem sensibel erdachten System einer immer neu gewonnenen Harmonie zwischen Gleichmaß und Chaos, Statik und Dynamik. In der malerischen Tradition von Hans Hoffman (1880–1966) stehend lässt Charles Thomas O’Neil in seinen kleinen Formaten eine lautlose, traumartige, ja geheimnisvolle Atmosphäre von zarter Poesie und Phantasie entstehen, die an eine mikrokosmische Unterwasserwelt erinnert. Amöben oder Seesterne mögen ebenso assoziiert werden wie etwa unter dem Mikroskop betrachtete Wasserproben, die kleinste Lebewesen in starker Vergrößerung sichtbar machen – solche Assoziationsspiele werden im Betrachter freigesetzt und sind vom Künstler gewollt. Die Art der Hängung der kleinen Kompositionen – rasterartig, en bloc, eine dichte Reihung oder auch die Vereinzelung der Arbeiten – ist von O’Neil nicht vorgegeben und wechselt bei seinen Zyklen stets aufs Neue. Dennoch betont gerade eine wie auch immer gestaltete Ansammlung mehrerer kleiner Kompositionen die jedem einzelnen kleinen Werk innewohnende surreale Atmosphäre.