Der 1975 in Toulouse geborene Künstler Lionel Sabatté schafft seine Skulpturen aus ephemeren Materialien, die von Menschen zurückbleiben, wenn sie sich durch die Welt bewegen, wie Haare, Haut, Nägel oder auch Staub.
Für die lebensgroße Meute aus Wölfen, zu welcher auch der Wolf mit dem Titel „Juillet“ zählt, sammelte der Künstler Staub aus der Pariser Metro, klaubte ihn aus den Ecken und Fugen und sammelte damit Spuren von tausenden Menschen, die täglich durch das Tunnelbahnsystem eilen. Diese flüchtigen Überreste präparierte Sabatté in einem komplizierten Verfahren und formte sie um ein Metallgestell zu „Staubwölfen“. Sie wirken wie eine Akkumulation von Vergänglichem und Unbeachtetem, das der Betrachter nun nicht länger unbeachtet lassen kann. Was sonst beinahe unsichtbar ist, wird von dem Künstler sichtbar gemacht, was sonst gestaltlos ist, nimmt Gestalt an, das Formlose wird zur Form. Die dicken Staubballen wirken wie ein struppiges, verfilztes Fell und geben den Wölfen den Anschein, als hätten Zeit und Geschehen an ihnen gerissen und genagt. Der Titel des Werkes „Juillet“ deutet möglicherweise darauf hin, dass Sabatté den Staub im Monat Juli sammelte. Der Staub eines Monats wirkt in der Masse plötzlich wie verdichtete Zeit. Die Fragilität des Materials erinnert zudem daran, dass die Wölfe jederzeit wortwörtlich wieder zu Staub zerfallen könnten.
Für sein Werk „Échofaudage du 06/03/13“ benutzt Lionel Sabatté ebenfalls Staub, sowie Haare und einen Stein, die er auf Papier klebt und mit Bleistiftlinien zu einem Vogel zusammenfügt. Der Stein bildet einen unkenntlichen, reduzierten Kopf. Der Staub bildet den Hals des Vogels und wirkt wie ein flauschiges Gefieder. Aus Haaren und mit Bleistift legt und zeichnet Sabatté den Körper und die Füße. Wie ein „Gerüst“ – so der Titel des Werks – bildet sich das Tier aus fremden Materialien und „Hilfsmitteln“ heraus, die wie eine Stabilisierungsmaßnahme für etwas wirken, was in seiner Fragilität jederzeit in sich zusammenbrechen kann.