Die Arbeiten von Philip Seibel (geb. 1980) bewegen sich stetig auf einem Grenzgang zwischen Natur und Abbild, zwischen Realität und Illusion. Mit malerischer Raffinesse spielt er mit Material und Materialeindrücken. Seine Bilder schafft er hauptsächlich auf Holzfurnieren – der Natur entlehnt – oder Aluminiumwabenplatten – der rein maschinellen Fertigung entstammend.
So ist die „Tafel Nr. 30“ mit Pigment, Öl und Lack auf eine solche Aluminiumwabenplatte gemalt. Seibels reine Malerei erzeugt dabei jedoch den Anschein einer übermalten Holzplatte. Die präzise gemalte, asymmetrische Holzmaserung scheint unter einer monochromen bräunlichen Übermalung leicht zu verschwinden. Die grüne Einfärbung am unteren Bildrand gibt dem Bild zusätzlich eine „natürliche“ Anmutung, die über die absolute Künstlichkeit des Werkes hinweg täuscht.
Anders verhält es sich bei der „Tafel Nr. 19“: Hier lässt der Künstler mit schwarzem Lack auf Holzfurnier eine Hochglanzoberfläche entstehen, erweckt so einen „künstlichen“ Eindruck. Erst der zweite, genaue Blick gewahrt hinter der stark spiegelnden Oberfläche eine Holzmaserung, sodass erneut die Frage nach Natürlichkeit und Künstlichkeit aufgeworfen wird und der Betrachter im Unsicheren, Ungewissen bleibt.
Auch mit der „Tafel Nr. 42“ scheint der Künstler auf die Materialität des Malgrundes einzugehen. Mit gelb-goldenem Lack malt Seibel flächig auf eine Aluminiumwabenplatte. Mit ebenfalls goldener Farbe malt er auf die glatte Oberfläche äußerst feine, asymmetrische Waben. Sie überziehen die gesamte Bildfläche und sind so zart, dass sie nur bei näherem Betrachten erkennbar werden. Philip Seibel macht die Materialität, die seinen Werken als bespielbare Folie zugrunde liegt, zum Thema seiner Arbeit. Er rückt die Frage nach Realität und Trugbild in den Fokus und untersucht die Grenze zwischen diesen beiden Polen. Auf subtile Weise stellt er damit die Frage nach Natur und deren Abbild.