Die brasilianische Künstlerin Rivane Neuenschwander (geb. 1967) ist eine der exponiertesten Vertreterinnen einer jungen, lateinamerikanischen Künstlergeneration. Ihre intellektuellen Wurzeln liegen im Minimalismus der 1970er Jahre.
Ihre Objekte, Installationen, Filme und Fotografien kreisen um Lebenszyklen und naturhafte Prozesse einer großen Palette von Substanzen wie getrocknete Blumen, Schnecken, Reispapier und getrocknete Insekten. Mit ihrem Gespür für die Flüchtigkeit des organischen Lebens komponiert sie eindrucksvolle Serien von Bildern, die die verwendeten Materialien genau an der Grenze zwischen Existenz und Nicht-Existenz einzufangen scheinen. Dabei wird eine Schönheit des jeweiligen Bildsubjekts erzeugt, deren flüchtige Zerbrechlichkeit unterschwellig stets spürbar bleibt. Durch ihre starke Konzentration auf die formalen Aspekte der Kompositionen sind ihre Arbeiten eng mit einer minimalistischen Ästhetik verbunden. Zugleich deutet die zentrale Rolle, die das Phänomen der Zeit und der ephemere Charakter ihrer Bildelemente in ihrer Arbeit spielt, auch auf ein älteres kunsthistorisches Erbe hin, auf das Neuenschwander selbst verweist: den brasilianischen Barock des 17. und frühen 18. Jahrhunderts.