Seit den späten 1980er Jahren ist die Schwarz-Weiß-Fotografie das vorherrschende Medium in der Kunst des Mannheimers Peter Schlör (geb. 1964). Das Sujet, welches ihn auf seinen zahlreichen Reisen beschäftigt, ist die Natur in Form einer kargen, menschenleeren, häufig sogar menschenfeindlichen Gebirgs- oder Wüstenlandschaft.
So ist ihm Raum- und Natureindruck der Wüste Inspiration und Antrieb seiner Arbeit: »Die Weite der Wüste hat mich unglaublich fasziniert. Das Gefühl, in einem riesigen Raum zu sein, in einem Außenraum, der sich sechzig Kilometer weit erstreckt. Sie sehen keine Straßen, kein Haus, nichts.« So sucht auch das Auge des Betrachters inmitten der »Sanddünen« vergebens nach etwas, was den Blick im Bild fixieren könnte. Schlörs Fotografie ist nicht als eine dokumentarische Momentaufnahme seiner Reisetätigkeit zu verstehen, sondern als ein konzeptionelles, subtil inszeniertes Bild, das die Natur neu konstruiert. Er bearbeitet seine digitalen Fotografien nachträglich am Computer und verfremdet sie in einem bewussten Akt. So weisen die »Sanddünen« eine ostentativ inszenierte Ornamentik auf, deren rhythmische Alternation den Glauben an die Authentizität, den jedes Foto für sich beansprucht, infrage stellt. Aus einer solch strengen Oberflächengestaltung der Dünen resultiert ein Spannungsreichtum, der durch die starke Hell-Dunkel-Kontrastierung noch gesteigert wird. Die Wahrnehmung des Betrachters wird zunächst mittels der Wellenbewegungen und des Lichts durch die Fotografie gelenkt: Eine bewegte, plastisch dargestellte Struktur im Vordergrund fesselt den flüchtigen Blick und ruft erste Assoziationen einer Sandlandschaft hervor. Nun wird der Blick durch die immer flächiger werdenden und nach hinten strebenden Linien in die Ferne gezogen, so dass er schließlich auf den schwarzen Himmel trifft. Jetzt wird erst die Divergenz von heller, rhythmisierter Bewegtheit im Vordergrund und dunkler, stiller Ruhe im Hintergrund offenbar. Die Bewegung der Dünen wird weniger stark wahrgenommen; der Himmel wiegt nun schwerer als der Sand. So sinkt eine befremdlich irritierende Stille über die Szenerie. Schlör setzt damit den Dualismus von Bewegung und Stillstand in Beziehung. Aber müsste nicht – bei solchen Spuren im Sand – ein starker Wind wehen? Müsste der Betrachter nicht aufgewirbelten Sand zu sehen bekommen? Oder ist es die Ruhe nach dem Sturm? Es sind wohl jene Fragen, die zu Irritationen führen. Für den Künstler Peter Schlör »ist das Unterwegssein in der Wüste ein Lehrstück darüber, wie das Leben sein kann. Es fängt immer ganz einfach an und übersichtlich, doch plötzlich steht man da und weiß nicht mehr weiter.« Ähnliches widerfährt dem Betrachter der »Sanddünen«.