herman de vries (geb. 1931) arbeitet als Landarbeiter, bevor er sich seit 1953 künstlerisch mit den Gegebenheiten der Natur auseinandersetzt. In eindringlichen Worten formuliert er seine Haltung gegenüber der künstlerischen Beschäftigung mit dem Natur-Thema: »Natur ist sich selber genug und soll dem Menschen auch genug sein«.
Auf Grundlage dieses Postulats gelangt de vries schließlich zu dem werkprägenden Selbstverständnis, nicht die Natur dem Kunstwerk unterzuordnen, sondern die Natur selbst sprechen zu lassen, ihre Souveränität nicht anzugreifen.
So erhebt de vries durch die exponierten Darstellungen in Rahmen Naturerscheinungen und Naturmaterialien in den Rang des Betrachtenswerten, was im schnellen Vorüberfahren oder -gehen eher beiläufig wahrgenommen werden würde.
Aus der Einsicht heraus, die Natur selbst sprechen zu lassen und sie eigenständig zu lassen, resultieren auch seine Zufallscollagen wie »am ahornbrunnen« von 1992. Der Künstler hat hier ein mit Papier kaschiertes Brett unter einen Ahornbaum gelegt und die herabfallenden Blätter exakt an der Stelle ihres Auftreffens belassen. Dabei fügt sich de vries ganz der Ordnung der Natur, dem Gesetz des Zufalls. Der Künstler bestimmt lediglich Anfang und Ende des ansonsten von der Natur beherrschten Werkes. Mit dieser Form der direkten Naturcollage, d. h. der Verwendung von Material aus der Natur, hat der Künstler die Grenze zwischen Kunst und Nicht-Kunst überwunden und öffnet zugleich die Grenze zwischen Kunst und Natur.
In weiteren Arbeiten wie zum Beispiel »rasenstück collected: bocksberg« von 2001 geht de vries dann ordnend mit dem Material aus der Natur um, schaltet das Zufallsprinzip aus. Dennoch führt er dem Betrachter die Natur direkt vor Augen, indem er tatsächliche Gräser auf dem großformatigen Bildträger in collagierter Technik anordnet, komponiert.