Ulrich Erben (geb. 1940) ist ein Künstler der Farbe. In seinem Schaffen erkundet er in Werkgruppen das Verhältnis des Kolorits zu Licht, Form, Fläche und Raum.
Die Auseinandersetzung beginnt in den 1960er Jahren mit der Farbe Weiß und gelangt im Laufe der künstlerischen Entwicklung zu gewaltigen Farbkonstellationen. Inspiration schöpft der Künstler aus der Natur, vor allem aus der italienischen Landschaft, die ihm seit seiner Jugend aufs Engste vertraut ist. Seherlebnis, Wahrnehmung und Erinnerung von Landschaft werden in monochromen Farbflächen zusammengefasst. Obwohl das Formen gut abstrahiert ist, verleitet es oftmals zu konkreten Assoziationen. Das Jahr 1998 verbringt Ulrich Erben in der Villa Massimo in Rom und in Bagnoregio. Nun entstehen Serien von kleinformatigen Bildern in glänzendem Lack unter dem Titel "Was ich sehe". Die geringe Größe der Leinwände und die schnell trocknende Farbe ermöglichen ein rasches und unmittelbares Arbeiten in der Natur. Die Spontaneität des Malvorgangs spiegelt sich im hastigen Pinselduktus und in der unterschiedlichen Dichte des Farbauftrags wider. In der Folge "Was ich sehe" werden von Ulrich Erben neue künstlerische Elemente (wieder-)erschlossen: Das fragmentarische Formengut wird mit Pinien, Zypressen, Architekturen und Landschaftsformationen mimetischer. Die satten und schweren Farbtöne evozieren eine in Erbens Kunst seltene Bildtiefe. Die durch Motiv, Kolorit, Duktus und Materialität erzielte Tiefendimension reflektiert einen Kulturraum, der von seiner reichen Vergangenheit durchdrungen ist. Die Werke Erbens erfassen neben der eigentlichen Seherfahrung auch die geschichtsträchtige Stimmung der italienischen Landschaft. In den Serien "Bagnoregio" und "Camposanto" werden zwei für Italien charakteristische Baumarten in Gestalt und Wuchs thematisiert: Pinien und Zypressen. Die beiden Werkfolgen entstanden nicht unmittelbar vor dem Motiv, sondern in der Erinnerung. Durch die formale Reduktion wird die Farbe zum Ausdrucksträger und zur Metapher der Besinnung.