Bevor sich Per Kirkeby (geb. 1938) dem Studium der Kunst zuwandte, absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Geologen und nahm an Expeditionen u. a. nach Grönland, Mittelamerika und in die Arktis teil.
So spielt das Thema »Natur« in seinem Schaffen bereits sehr früh eine zentrale Rolle. Eindrücke von Naturphänomenen und Reiseerinnerungen fließen in sein Werk ein. Es ist geprägt von einer schwer fassbaren Ambivalenz erkennbarer Nähe zur Natur, in der der Künstler verborgene Strukturen findet und sichtbar macht, und zugleich einer großen Ferne von der Wirklichkeit, die eine Gegenstandslosigkeit im Bild postuliert. Das große Leinwandbild »Sommernat II«, 1990 entstanden, kann als exemplarisches Beispiel für diesen Umgang des Künstlers mit der Natur gelten: Zwar vermeint der Betrachter in den zahlreichen übereinandergelagerten Farbschichten, Schraffuren, Flächen und Linien in Grau, Eisblau, Olivgrün, Ocker und Weiß einen Bachlauf mit Geröll, vielleicht aber auch unten einen Baumstumpf auf Waldboden zu erkennen. Im selben Moment aber scheint sich alles andeutungsweise Gegenständliche in Abstraktion aufzulösen. Diese Ambivalenz ist vom Künstler gewollt, denn »jeder Künstler weiß, daß ein Bild erst interessant wird, wenn es sprachlich nicht mehr zu fassen ist«. Ist die Natur unerlässliche Inspirationsquelle für seine Malerei, in der die Grenzen zwischen Abstraktion und Wirklichkeit fließend sind, so spielen auch andere Erfahrungen, Erinnerungen und Stimmungen in sein Schaffen hinein – oftmals verschmelzen Landschafts- und Körperformen zu anthropomorphen Verschlüsselungen. Gerade zu dem Gemälde »Sommernat II« bekannte Per Kirkeby, dass es während eines einsamen Moments in seinem Ferienhaus in Læsø entstand, dem eine erotisch aufgeladene Stimmung zugrunde lag. In seinem bildgewordenen Echo auf diesen momentanen emotionalen Zustand entlud sich »in einer pornographischen Ikonographie – weiße Tropfen auf schwarzen Schamhaarschraffuren«.