Die »Verwehten Fuchsien« von K. H. Hödicke (geb. 1938) sind Teil einer zu Beginn der 1980er Jahre entstanden Folge weiterer Bilder, die der Künstler in Connemara an der Westküste von Irland schuf.
Hier verbringt er seit 1981 regelmäßig die Sommermonate. Seine meist großformatigen Gemälde zeigen Motive des irischen Landlebens wie Fischer, Schafe und Schafzüchter, aber auch Pubs. 1988 begann Hödicke einen Zyklus von Blumen zu erarbeiten. In diesem Zusammenhang sind auch die »Verwehten Fuchsien« entstanden. Es sind wenige großformatige Blüten in tiefem, intensiven Rot, ein Ausschnitt aus einer Hecke, wie sie in Irland im Sommer üppig wuchernd ganze Landschaftszüge prägen. Der Farbauftrag des Bildes ist äußerst flüchtig, wie verwischt in Rot, Pink und hellem Grün mit breitem Pinsel auf die ungrundierte Leinwand gebannt. Den weißen Malgrund des Querformats hat Hödicke bewusst in die Bildwirkung einbezogen, im unteren Bilddrittel unberührt stehen gelassen. So scheint es dem Betrachter, als führe er rasch an einer Fuchsienhecke vorbei. Dabei spielt der Künstler mit der Bildperspektive – eine Irritation, die erst bei näherer Beschäftigung mit der Darstellung deutlich wird: Denn während die Blüten frontal gezeigt sind, vollzieht sich der Bildeindruck des Vorbeifahrens aus seitlicher Perspektive. Durch die künstlerischen Mittel der Vergrößerung und Ausschnitthaftigkeit erfährt das der Natur entlehnte Motiv eine weitere Verfremdung. Trotz ihrer monumentalen Präsenz rückt die Natur somit in die Ferne, die eigentlich gegenständliche Komposition zugleich an die Grenze der Abstraktion.