Mit dem Berg, den Herbert Brandl 2003 auf eine Leinwand bannt, scheint der Künstler (geb. 1959) auf die lange Tradition der Landschaftsmalerei zurückzugreifen.
"Seiner Herkunft aus einem kleinen Dorf in der Weststeiermark entsprechend ist die Verbundenheit des Künstlers zur Landschaft, zur Bergwelt, zwar eng, sie reizt ihn, fasziniert ihn - und doch findet er in der Malerei erst auf 'Umwegen' wieder zu ihr, fast unwillkürlich, dann aber hartnäckig: "Man lernt das gleich zu Beginn auf den Akademien: Hochformate suggerieren, egal was drauf ist, Bäume oder Figuren. Und Bilder im Querformat werden mit Landschaft assoziiert. Jede horizontale Linie wird als Horizont gelesen. [...] Ich wollte das Landschaftliche immer vermeiden, aber, zack, schon ist dieser Horizont schon wieder da. Das ärgert mich und ich versuche ihn zu brechen. [...] Ich weiß auch nicht, warum ich dauernd in Landschaftsvorstellungen ende, warum ich alle Menschen wieder hinausmale, warum da so eine Einsamkeit sein muß." Als Grundlage dienen dem Künstler durchaus auch Fotografien aus Zeitschriften und Katalogen – und dennoch geht es ihm nicht um den jeweiligen Berg, sondern um "das Wesenhafte der Form des Berges. Der Prozeß von der leeren Leinwand zum Berg auf der Leinwand ist für mich vielleicht das gespielte alpine Erlebnis (privat). [...] Ich gehe immer spontan vor. Ich weiß zwar ungefähr, wo ich hin will, aber nicht wie. So gesehen male ich nie etwas ab, sondern ich lasse Farbveränderungen und Formveränderungen in Brandls Malerei zu."
Der gegenständliche Bezug ist zunächst deutlich, ein konkretes Naturvorbild ist zumindest denkbar. Und dennoch wird es durch die Verbindung von Nahsicht und Weitsicht, Flüchtigkeit und Deutlichkeit mehr und mehr zur abstrakten Komposition und bleibt letztlich - jenseits des Diskurses über Malerei und Abstraktion - pure Malerei. Große Farbflächen und -flecken, Schleier, Schlieren mit breitem Pinsel auf die Leinwand aufgetragen, eine Bergspitze blitzt in Weiß über diffusem schwarz-grauem Grund am aschblauen Himmel. Aber es geht ihm nicht um den Gipfel, nicht um den bestimmten Berg:"[...] der Gipfel wurde bisher immer gekappt. Einmal habe ich, 1983, nach lauter Tälern endlich eine Wölbung machen wollen, noch keinen Gipfel, aber das ist mir mißlungen.[...] Da ist mir klar geworden, daß mich das Messner-Feeling, allein sein auf dem Peak, überhaupt nicht interessiert. Der Wind, der dort oben weht, weht sowieso in mir.