Die 1952 in Mie, Japan, geborene Künstlerin Leiko Ikemura hat seit 1991 eine Professur für Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin, wo sie seitdem lebt und arbeitet. Aufgewachsen zwischen zwei Welten künden auch ihre Werke von metamorphischen „Zwischen-Welten“.
Dies verkörpert ihre große Tonskulptur „Memento Mori“ – ein Mischwesen zwischen menschlicher Figur und muschelartiger Kreatur. Wie ein Medium scheint diese Figur den künstlerischen Kosmos von Leiko Ikemura herauszubilden, ja, körperlich zu binden: Das Wesenhafte, das Landschaftliche, das Elementare, das Filigrane und das Grobe, das Wachen und das Schlafen – alles schwingt in dieser Skulptur mit. Die Öffnungen des (Muschel-)Körpers wirken wie Wunden. Zugleich sind sie geöffnet wie ein Blütenkelch oder vaginal geformt und evozieren so eine hohe Sinnlichkeit zwischen Verletzung und Befruchtung, zwischen Tod und Neuentstehen. Ein Zustand, der auch die künstlerische Disposition Leiko Ikemuras sehr treffend beschreibt. Wie das Filtersystem einer Muschel funktioniert ihr Organismus, der alles aufnimmt, bearbeitet und schließlich in eine eigene Bildsprache überführt. Mit der Aushöhlung der Skulptur erzeugt Leiko Ikemura eine symbolhafte und produktive Leere, die Raum und Projektionsfläche für Neues schafft.