Miriam Vlaming (geb. 1971) arbeitet bevorzugt mit Eitempera auf großformatiger Leinwand. Ihre Bilder entstehen während eines langen Prozesses, in dem die bewusste Beschädigung der Maloberfläche und gleichermaßen das Wiederauftragen von Farbe einen Kreislauf bilden.
Laufend mischt die Künstlerin dabei während des Malvorgangs mit Pigmenten neue Farbe. Nachdem sie auf einer dominanten Grundfarbe weitere Farbschichten aufgetragen hat, werden diese mit Terpentin verdünnt oder abgewaschen, um eine optisch brüchige Oberfläche zu erzeugen. Das verleiht ihren Bildern trotz figurativer Malweise eine geradezu abstrakte Anmutung.
Entfremdung, Verzerrung, Erinnerung, Verfälschung und Zerstörung sind dabei die elementaren Begriffe ihrer Malerei. Die Klammer zur Realität ist die Fotografie. Vlaming inszeniert in ihren malerischen Tableaus dabei immer wieder auch die menschliche Gestalt, die als anonym erscheinende Figur wie aus dem Lebendigsein herausgerissen wirkt.
»Sky is the limit« reiht sich ein in eine Motivserie mit Menschen, die eigentlich in Bewegung sind und nur durch den Fingerzeig der Malerin in einer Pose verharren. Die Gesichter der Menschen sind nicht zu identifizieren. So schwingt in den meisten Arbeiten ein leicht verschleierter, unbehagliche Gefühle auslösender Alltagshorror mit. Die Frage »Was passiert hier?« bleibt beklemmend unbeantwortet. Die Bildstimmung erinnert an den Film »Es geschah am helllichten Tage«, in dem der Wald als Stätte des Unheilvollen eine entscheidende Rolle spielt. Die Atmosphäre ist angefüllt von spannungsvoller Ambivalenz: Schon allein die Farbigkeit – vorwiegend Rosa-Töne mit Grau und Schwarz –, die eigentlich Wärme erzeugen könnte, kippt hier schnell ins nahezu Bedrohliche um. Das Motiv des Waldes ist in Vlamings Bildern neben Malweise und Farbigkeit häufig Träger einer unheilschwangeren, unheimlichen Aura. Romantische Idylle sucht man hier vergeblich. Ihr vordergründiger Märchenwald zeigt bald Spuren des Menschen – hier in Form der Leiter. Er präsentiert eine finstere, undurchdringliche, aber auch magisch anziehende Seite des Lebens und bildet die Folie für Erinnertes.