Die Fotografien »Fullmoon@Rügen« zeigen Kreidefelsen auf Rügen und gehören zu einer Serie, in der Darren Almond (geb. 1971) Landschaften im Vollmondlicht mit einer überlangen Belichtungszeit aufnahm.
Almond berichtet: »Die Leuchtkraft des Mondlichtes und die Farbveränderung der Landschaften hatten eine ebenso starke Wirkung auf mich wie die Tatsache, dass all das durch die Verlängerung der Belichtungszeit möglich wurde. Die Fotografien, die darauf folgten, habe ich in Vollmondnächten nach Eintritt der Dunkelheit von Landschaften gemacht, die ich bereits kannte. Sie wurden unterschiedlich lange vom Mond belichtet und handeln von Erinnerung und Zufall, von der Mobilisierung von Licht und Zeit. Und, indem ich Orte außerhalb der Städte wählte, die vom künstlichen Licht unberührt sind, handeln sie ebenso vom Erbe der romantischen Malerei.« Mit den 2005 teilweise abgebrochenen Kreidefelsen wählt der Künstler ein Motiv, das Caspar David Friedrich in einem kunsthistorisch programmatischen Bild festgehalten hat. Die romantische Sicht auf die Landschaft als Spiegel der Seele, als Reflektionsort der eigenen Befindlichkeit wird von Almond als kollektive Erinnerung aufgegriffen, jedoch mit den ›alten‹ d. h. objektiv-dokumentarischen Mitteln der Fotografie modernisiert: Aus dem bekannten ›romantischen‹ Kreidefelsenmotiv wird in der Fotografie eine bizarre Mondlandschaft, die unzugänglich und geradezu lebensfeindlich wirkt.
In ganz ähnlicher Weise inszeniert Almond die Waldansichten »Night & Fog«. Auch hier zeigt er menschenleere, aber zugleich von Menschen geprägte Landschaften. Dramatisch sind die Eingriffe des Menschen in der Stadt Monchegorsk. Der Nickel- und Kupferabbau hat die Böden und Gewässer dieser Region nachhaltig vergiftet. Natürliches Wachstum findet hier ebenso wenig statt wie ein geordnetes ziviles Leben. Almond hat diese ›Unorte‹ aufgesucht und in seinen Fotografien die ›Erinnerung der Landschaft‹ durch die Langzeitbelichtung bei Mondlicht unausdrücklich ins Spiel gebracht. Mit seiner Inszenierung der Motive als großformatige Triptychen betont er einerseits das Erhabene der Natur, andererseits aber auch die dramatischen Folgen menschlicher Zerstörungskraft für die Umwelt.