Walter Moroder (geb. 1963) entstammt einer Bildhauerfamilie aus Südtirol. Nach seiner künstlerischen Ausbildung an der Münchner Akademie kehrte er wieder in seine ladinische Heimat zurück. Seither arbeitet er in St. Ulrich, wo ca. 50 Holzschnitzer nach den traditionellen, jahrhundertealten Stil- und Formprinzipien an figürlichen, zumeist religiösen Figuren der Volkskunst arbeiten.
In dieser Atmosphäre entstehen nun Moroders Werke aus dem Holz der heimischen Zirbelkiefer. Walter Moroder hat dabei allerdings nie den Versuch gemacht, die alten Vorbilder zu kopieren. Er hat eine eigene Formensprache gefunden, die den Betrachter in ihrer klassisch anmutenden Schlichtheit unmittelbar berührt. Moderne und traditionelle Formen vereinen sich darin unter anderem mit ägyptischen Elementen. Die Klarheit und Strenge in den Gesichtszügen der weiblichen Figur »Würde« aus dem Jahr 2007, aber auch ihre strenge Frisur lassen die Skulptur zeitlos erscheinen und erinnern zugleich an altägyptische Darstellungen. Auffällig ist auch die Art, wie Moroder die Oberflächen seiner Figur behandelt: Statt sie glatt zu polieren, bringt er zusätzlich Sägemehl auf und erreicht so ihren einzigartigen Ausdruck. Die farbig gefasste Holzskulptur Walter Moroders fällt durch ihre Zurückhaltung und ihre fragile, klassisch anmutende Erscheinung ins Auge. Das künstlerische Schaffen Alberto Giacomettis birgt dabei für Moroder seit langem Inspiration und Herausforderung. Obwohl beide ein eigenes genuines Formvokabular gefunden haben, ähnelt sich die Grundauffassung ihrer Gestalten: Geschaffen in zurückhaltender Materialität, ragen sie hoch auf, zeigen zumeist eine geschlossene Haltung und eine überaus schlanke Silhouette. Im Spannungsfeld von Würde und Verletzbarkeit präsentieren beide Bildhauer eine je individuelle Vision von Mensch und Raum.
Walter Moroders Anliegen ist die menschliche Figur, die aber nicht durch die äußere Erscheinung bestimmt ist, sondern durch eine Art innere Projektion, eine Aura, die seine Körperstelen fast zu Erscheinungen werden lassen. Die »Würde« der menschlichen Figur, zugleich aber auch ihre Fragilität und Verlorenheit im unendlichen Raum des Universums, sind zu spüren, tritt man diesen Arbeiten gegenüber.
Der Grundstein der Stiftung Nantesbuch ist ein strenger Würfel aus Nagelflu vom Gelände der Stiftung, dessen obere Seite in einer leichten Wellenbewegung ausläuft. Eine zarte, kleine Bronzefigur steht auf ihr und schaut in die Ferne. Der ladinische Bildhauer Walter Moroder ist der Künstler dieses Sinnbilds des Elements der Erde und der Mensch, als Teil der Natur, steht, gründet auf der Erde.