In ihren großformatigen Gemälden auf Holz bearbeitet Nicole Bianchet (geb. 1975) die Oberfläche mit einem Cutter und ritzt mit groben Schnitten das Motiv aus der Spanplatte heraus.
Bianchet färbt diese »Verletzungen« wieder ein, als würde sie offene Wunden kaschieren wollen. Sie sagt, sie versuche dabei so kontrolliert wie möglich und so chaotisch wie nötig vorzugehen. Bianchets Werktitel haben erklärenden Charakter. Sie »verändern und hinterfragen, was wir sehen und wie wir es sehen«. Die Wortspiele im Titel, sowie kunsthistorische und mythologische Referenzen führen aus dem im Bild Dargestellten heraus und schaffen eine Vielzahl neuer Assoziationen und Blickpunkte. Im Zusammenspiel entsteht ein Kosmos seelischer Befindlichkeiten, in dem Sehnsucht und Abgrund, Lieblichkeit und Zerstörung, Sentimentalität und Aggression coexistieren.
Das dreiteilige Gemälde »Sirenade«, das motivisch und in der Darstellungsweise an asiatische Kunst erinnert, zeigt eine Schilflandschaft vor einer Bergkette. Der Titel ist eine Wortschöpfung der Künstlerin, die auch Sängerin ist, aus »Serenade« und »Sirene«. Die Serenade bezeichnet ein abendliches Liebeslied, während Sirenen Wesen der griechischen Mythologie sind, die Seeleute mit ihrem Gesang in den Tod locken. Auch die »Sirenade « von Bianchet wirkt aus der Distanz wie eine idyllische Landschaft und erst die Nahsicht zeigt auch ihren martialischen, kaputten Charakter.