Der kanadische Fotograf Edward Burtynsky (geb. 1955) thematisiert in seinen großformatigen Bildern die Transformation und Destruktion der Natur durch menschliche Nutzbarmachung, Ausbeutung und Ignoranz.
In seiner Fotografie vermeidet er jegliche Wertung. Vielmehr beleuchtet er den mitunter katastrophalen Zustand eines Ortes mit einer inszeniert wirkenden Ästhetik der Zerstörung. Burtynsky spricht selbst der bereits destruierten, toten Natur eine gewisse Schönheit zu, was in seinen Fotografien deutlich zum Ausdruck kommt.
Unter dem Titel "Quarries" hat Burtynsky in Vermont (USA), in Carrara (Italien), Makrana (Indien), Xiamen (China) und Alicante (Spanien) Marmorabbaugebiete fotografiert. Auch hier wird Schönheit an Orten entdeckt und verdeutlicht, wo man sie am wenigsten erwarten würde. Das von Menschenhand aufgebrochene Naturpanorama verändert das Profil der Landschaft und wirkt wie eine monumentale freigelegte Wunde. Diese Arbeiten sind damit auch Metaphern für das Dilemma unserer modernen Gesellschaft: unsere Abhängigkeit von der (intakten) Natur, die die Rohstoffe zur Befriedigung der Primärbedürfnisse und zur Erfüllung von kommerziellen Wünschen zur Verfügung stellt, und gleichzeitig die Weigerung, die Natur zu schützen. Dies ruft beim Betrachter der Werke widersprüchliche Empfindungen hervor: Seine Gefühle bewegen sich zwischen Faszination und Scheu, Anziehung und Beängstigung. Unabhängig davon gelingt es Edward Burtynsky in seinen fotografischen Arbeiten, mit dem Gespür eines Malers für Farbe und dem Auge eines Bildhauers für Form sein besonderes Talent im Umgang mit Licht und Komposition unter Beweis zu stellen.
In einer eigenständigen Werkgruppe beschäftigt er sich mit dem industriellen Abbau von Stein, Erz und Mineralien und der Darstellung der damit verbundenen zerstörerischen Folgen für die Landschaft. "Nickel Tailings # 37" zeigt die direkten Konsequenzen aus dem Bergbau: Nach Abtragung des Erzes und Extrahierung des Minerals werden die Überreste des Steins verschlammt und in Absetzanlagen (engl.: tailing ponds) sedimentiert. Eine vormals blühende Landschaft wird durch diese Anlagen vergiftet. Lediglich wenige Fußstapfen zeugen von menschlicher Präsenz. Auf dem überwiegenden Teil des Bodens schimmert es metallisch. Langsam erst wird sich der Betrachter des toxischen Zustandes dieses Bodens bewusst, welcher die Pflanzen vergiftet, deren kahle, abgestorbene Äste an eine vormals grüne Landschaft erinnern. Ein Grau-Schwarz dominiert die Komposition, unterstützt den morbiden Charakter der lebensfeindlichen Umgebung. Und dennoch entfaltet die Fotografie eine bestechende Ästhetik.