Viele Begriffe versuchen, die globale Veränderung der Natur und die Rolle des Menschen, der Technik und der wirtschaftlichen Entwicklungen darin zu benennen. „Anthropozän“ ist der geläufigste unter ihnen, weil er die Ursache der ökologischen Veränderungen gezielt benennt und diese in einen erdgeschichtlichen Kontext einordnet. In dem Begriff Anthropozän schwingt auch immer der Versuch mit, die komplexen Ursache-Wirkung-Geflechte zu ordnen und zu bewerten. Am prägnantesten bilden sich vier Annäherungswege heraus: die Vorstellung einer düsteren Apokalypse, der Versuch, den oder die Schuldigen zu identifizieren, die Hoffnung auf eine rettende technische Lösung – Stichwort Bio-Engineering – und die Anerkennung der eng verwobenen Mensch-Natur-Interpendenz. Die immer sichtbarer werdenden globalen Veränderungen und die Reaktionen darauf wirken sich auch auf das menschliche Zusammenleben in der Gesellschaft und Umwelt aus.
Während das Anthropozän wissenschaftlich in detaillierten Klimamodellen, Datenkurven und Satellitenbildern visualisiert wird, kann die Kunst frei von wissenschaftlicher Objektivität und politischer Moral agieren. Sie hat andere Strategien der Annäherung an das Leben in einer verschwindenden Welt und erschafft eigene Sphären sinnlichen Zugangs und ästhetischer Darstellung.
Der Bogen der zweiten Nantesbucher Anthropozän-Thementage im Oktober 2021 spannt sich von wissenschaftlichen Betrachtungen über Reflexionen in Bildender Kunst, Digital Art, Literatur und Musik bis hin zu humorvoll-philosophischen Auseinandersetzungen im direkten Austausch mit dem Publikum.