Im November 2019 widmete sich die Stiftung Nantesbuch (heute Stiftung Kunst und Natur) intensiv dem Diskurs um die Spur des Menschen auf seinem Planeten. Für drei Tage suchten ausgewiesene Wissenschaftler, Experten und Künstler im Langen Haus den Austausch untereinander und mit dem Publikum. Die Thementage bildeten den Auftakt für eine langfristige und anhaltende Beschäftigung mit dem Anthropozän in der Stiftung Nantesbuch. Im Mittelpunkt stehen dabei die vielfältigen Herangehens- und Betrachtungsweisen, die immer die Perspektiven von Natur und Kunst miteinander in Beziehung bringen.

Sie nähert sich dem Thema nicht nur aus naturwissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Perspektive, sondern aus vielfältigen Herangehens- und Betrachtungsweisen. Aspekte, die die Umwelt betreffen stehen in Beziehung zu sozialen Beziehungen, Wirtschaft oder Politik und nicht zuletzt der Kunst, die ihrerseits durch das Anthropozän geprägt ist und es zugleich maßgeblich mit prägt.

Vor diesem Hintergrund hat die Stiftung Nantesbuch ein "Notizbuch" herausgegeben, das in Bildern, Skizzen, Texten und spielerischen Elementen Gedanken und Momente dieser intensiven Auseinandersetzung einfängt.

"Der Begriff Anthropozän beschreibt mehr als ein geologisches Phänomen", schreibt Börries von Notz, Sprecher der Geschäftsführung der Stiftung Nantesbuch in seinem Vorwort, "Die Schäden, die der Mensch dem Planeten zugefügt hat, führen unweigerlich auch zu kulturellen, sozialen und politischen Veränderungen. Deswegen wird ein gesellschaftliches Umdenken unumgänglich sein und eine Neudefinition unseres Natur-Kultur-Verständnisses nach sich ziehen."

Die Stiftung Nantesbuch möchte sowohl intellektuelle als auch sinnliche Zugänge zu diesem im wahrsten Sinne des Wortes weltbewegenden Thema eröffnen. "Zugänge, die jedem offenstehen, der Anregungen sucht und in eine Welt eintauchen möchte, die Phantasie und Inspiration hervorbringt", so Börries von Notz.

Fundiert und gleichzeitig collagenhaft trägt das "Notizbuch" in diesem Sinne Beiträge von Teilnehmern, Journalisten und Künstlern zusammen und lädt dabei an vielen Stellen und mit zuweilen spielerischen Elementen zur direkten Interaktion, zum Mitmachen und Weiterdenken ein.

Anthropozän – ein dehnbarer Begriff, wie es bereits das Gummiband nahelegt, welches das Buch äußerlich zusammenhält.

Notizen aus dem Anthropozän

Eine Publikation der Stiftung Nantesbuch (heute Stiftung Kunst und Natur) anlässlich der Anthropozän-Thementage im November 2019

Herausgegeben von der Stiftung Nantesbuch gGmbH im März 2020
Gestaltung atelier freilinger&feldmann
4-farbig, 140 Seiten, 47 Abb. und zahlreiche Specials, 10 €
ISBN 978-3-945674-14-7


Die Publikation kann im Rahmen von Veranstaltungen in Nantesbuch erworben oder unter folgenden Kontaktdaten bestellt werden: T + 49 (0)8046 2319 115 oder veranstaltungen@kunst-und-natur.de.

Schlaglichter

  • Reinhold Leinfelder, Leiter der AG Geobiologie und Anthropozän-Forschung an der Freien Universität Berlin und einziges deutsches Mitglied der internationalen „Anthropocene Working Group“, spricht im Interview mit Stephanie Schwaderer über Dimensionen und Ideen für den Umgang der Menschheit mit dem Anthropozän und weist in einem eigenen Beitrag "Zukunftspfade in die Menschenzeit".
  • Christian Schwägerl, mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftsjournalist, Schriftsteller, Biologe und Autor des Buches „Menschenzeit“, das 2010 das Anthropozän in Deutschland erst zum Thema machte, bringt den Stand der Dinge zum "Zeitalter der Verantwortung" auf den Punkt.

  • Petra Pinzler, Journalistin, Hauptstadtkorrespondentin der ZEIT und Autorin u.a. der Bücher „Vier fürs Klima – Wie unsere Familie versuchte CO2 neutral zu leben“ (2016) und „Wie geht es der Erde“ (2019) reflektiert über die Klimakrise in den Medien.
  • Irene Neverla, Kommunikationswissenschaftlerin und langjährige Expertin am Hamburger Exzellenzcluster für Klimaforschung im Bereich Klimakommunikation beobachtet den Klimawandel in unseren Köpfen.
  • Petra Ahne, Redakteurin der Berliner Zeitung, stellt die Positionen der unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zusammen, die bei der Auftaktdiskussion der Thementage aufeinanderprallten. Ein Auszug aus ihrem Buch „Hütten. Obdach und Sehnsucht“ (2019, Verlag Matthes&Seitz Berlin) steuert eine weitere, literarische Perspektive bei.
  • Eine Strecke eindrucksvoller Bilder und Filmstills des kanadischen Fotografen und Filmemachers Edward Burtynsky erzählt in einem Beitrag von Anke Michaelis von dessen künstlerischen Engagement im Rahmen des "Anthropocene Project und dem dazugehörigen Film "Anthropocene – The Human Epoch" (Baichwal, De Pencier, Burtynsky, 2019) den der Künstler im Rahmen der Thementage gezeigt und diskutiert hat.

  • Die Kuratoren der Anthropozän-Themetage Annette Kinitz und Jörg Garbrecht führen in eigenen Beiträgen an die konzeptionelle Herangehensweise, die programmatischen interdisziplinären Elemente und künstlerischen Betrachtungsweisen heran.

  • Der Berliner Comic Zeichner Thomas Gilke hat unter dem Titel "Mahlzeit. Ein kulinarischer Streifzug durch die Menschheitsgeschichte" einen eigenes Anthropozän-Comic gezeichnet, der dem "Notizbuch" als Leporello beiliegt.

Nicht zuletzt sind es die Leser selbst, die das Buch schließlich mit ihren eigenen Anmerkungen und Gedanken zum Leben erwecken.

Notizen zum Anthropozän? – Erwünscht!