Die Ausstellung Unter Pflanzen stellt vom 16. März bis zum 17. August künstlerische Positionen vor, die Pflanzen als aktive, spürende, handelnde, kurzum intelligente Wesen adressieren. Der Fokus liegt dabei auf Darstellungsweisen, Medien und Methoden der zeitgenössischen Künste. Darüber hinaus schlägt sie punktuell den Bogen in die Vergangenheit und zeigt damit, dass eine solche Auseinandersetzung mit Pflanzen eine längerdauernde Geschichte hat, zu der auch die gezielte Nutzung des Wissens der Naturwissenschaften und anderer Disziplinen gehört. Unter Pflanzen ist eine Kooperation zwischen dem Museum Sinclair-Haus und dem von Yvonne Volkart geleiteten SNF-Forschungsprojekt Plants_Intelligence. Learning Like a Plant (Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW). Die Ausstellung zeigt drei im Projekt entstandene künstlerische Neuproduktionen, die erstmals zu sehen sind.
Mit Felipe Castelblanco, Ursula Damm, Thorben Danke, Maya Deren & Tally Beatty, Mary Delany, Wim van Egmond, Kalle Hamm & Dzamil Kamanger, Kahn & Selesnick, Ernst Kreidolf, Debora Lombardi,Jesse McLean, Eduardo Kac, Julia Mensch, Max Reichmann, Mathilde Rosier, Omi-peah Ryding und Roman Schramm, Scenocosme, Ann Shelton, Rasa Smite & Raitis Smits, Kiki Smith, Una Szeemann, Mary Treat, Ayênan Quinchoa Juajibioy, Lois Weinberger sowie Exponaten aus den Naturwissenschaften
Kuratiert von Kathrin Meyer (Direktorin Museum Sinclair-Haus) und Yvonne Volkart (Leiterin SNF-Forschungsprojekt) mit Moritz Ohlig und Sophie Olivotto (Museum Sinclair-Haus)
Einladung zum Presserundgang
mit Kathrin Meyer und Yvonne Volkart
Freitag, 14.3.2025, 11 Uhr
u.A.w.g. (bis 13.3.): presse.museum@kunst-und-natur.de
Pressefotos und Drehtermine auf Anfrage
presse.museum@kunst-und-natur.de
Seit Anfang der 2000er-Jahre beschäftigen sich die Künste und Geisteswissenschaften (Literal and Cultural Plant Studies) intensiv mit Pflanzen als eigenständigen, handelnden Wesen. Pflanzen ermöglichen das Leben auf der Erde in der heutigen Form, sie erfüllen auf vielfältige Weisen (etwa durch Atemluft, Nahrung, Rohstoffe für Kleidung) menschliche Grundbedürfnisse. Aufgrund der Industrialisierung, Urbanisierung und der damit einhergehenden Distanzierung von Landwirtschaft, Kräuterkunde und grünen Landschaften sind sowohl das Wissen über Pflanzen als auch der konkrete Umgang mit ihnen stark zurückgegangen. Parallel zu dieser Entfremdung im Alltag eröffnen naturwissenschaftliche Forschungen Einblicke in die Komplexität pflanzlicher Wahrnehmungsfähigkeit und Kommunikation. Das Buch Die Intelligenz der Pflanzen (2015) des Biologen Stefano Mancuso beispielsweise wurde zum Bestseller. Doch ist gerade die Vorstellung pflanzlicher Intelligenz immer noch umstritten. Im Kontext dieser aktuellen Fragestellungen und Neufassungen der Verhältnisse zwischen Menschen und Pflanzen entstand die Ausstellung Unter Pflanzen.
Die Ausstellung nimmt, gegliedert in zwei Kapitel, folgende Fragen in den Blick: Wie können Pflanzen als handelnde, empfindungsfähige Wesen dargestellt werden? Wie werden die Charakteristika pflanzlicher Intelligenz mithilfe der Künste und Wissenschaften erforscht? Welche Beziehungen bauen Menschen zu Pflanzen im Bewusstsein ihrer Lebendigkeit auf? Die Ausstellung verfolgt damit das Ziel, gängige Vorstellungen von Pflanzen als passive Organismen und ihrer Verwendung als Motiv und Material um andere Sichtweisen zu erweitern: Pflanzen werden hier sichtbar als aktive, auf vielfältige Weisen mit ihrer Umgebung, mit Menschen und anderen Tieren verbundene, lernende Wesen. Die Auseinandersetzung mit Pflanzen bringt auch eine Erfahrung von Fremdheit mit sich: Aufgrund der physiologischen Unterschiede zwischen Menschen und Pflanzen erfahren wir sie als „anders“. Die Künste geben einerseits diesem „Anderssein“ eine Form, andererseits loten sie spekulativ Gemeinsamkeiten und Beziehungen aus. So ist es auch ein Ziel dieser Ausstellung, die Besucherinnen und Besucher dazu einzuladen, die eigenen Beziehungen zu und Verständnisse von Pflanzen zu reflektieren.
Das erste Kapitel Begegnungen mit Pflanzen im Erdgeschoss des Museums stellt die Beziehungen von Pflanzen und Menschen in den Mittelpunkt. Das zweite Kapitel Pflanzliche Intelligenz beleuchtet, wie Pflanzen auf Licht reagieren, wie sie wachsen und sich auf mannigfaltige Weisen an ihre Umgebungen anpassen – und sie dadurch gestalten. (Mehr zu den Kapiteln und darin gezeigten Arbeiten ab Seite 4 dieser Pressemitteilung.)
Kahn & Selesnick, King of Weeds, 2012, Fotografie, aus der Serie Truppe Fledermaus,
Im Kooperationsprojekt Plants_Intelligence (siehe Seite 7) entstanden unter anderem drei neue künstlerische Werkkomplexe, die in dieser Ausstellung erstmals zu sehen sind. Die Filminstallation von Felipe Castelblanco (*1985 in Bogotá, lebt in Basel) beschäftigt sich mit den hochgiftigen Engelstrompeten (Brugmansia). Sie haben eine große kulturelle Bedeutung für das indigene Volk der Kamëntšá und Inga, mit dem Castelblanco seit 2019 zusammenarbeitet. In seiner Filminstallation Borracbero Dreams (Brugmansia Versicolor, Tabanok) untersucht er, wie die Pflanzen Menschen in Bewegung versetzen. Die Installation versteht sich als erweitertes Kinoerlebnis und integriert auch Düfte von Pflanzen des Regenwaldes. Julia Mensch (*1980 in Buenos Aires, lebt in Berlin) widmet sich dem Amarant. Diese aus Südamerika stammende Pflanze ist heute auch als „Superunkraut“ im Anbau von gentechnisch verändertem Soja bekannt, da sie selbst die Einsätze von Glyphosat überlebt. Julia Mensch interessiert sowohl die Kulturgeschichte des Amarant, der aufgrund seines Nährstoffreichtums Jahrhunderte lang kultiviert wurde, sowie seine aktuelle Rolle in der industriellen Landwirtschaft. Ihre künstlerische Forschung verfolgt u.a. im Medium der Zeichnung die Fragestellung, wie Amarant und andere „Ackerunkräuter“ es schaffen, sich immer wieder anzupassen. Die VR-Installation und Videos von Rasa Smite (*1969 in Riga, lebt in Riga) eröffnen neuartige Pflanzenerfahrungen. In Feldversuchen erforscht sie, wie Lupinen auf Licht reagieren und übersetzt diese Erkenntnisse in eine Virtual-Reality-Arbeit, die pflanzliche Lichterfahrung für unsere Sinne imaginiert. Die dazugehörigen Videos widmen sich der evolutionären Entstehung von Blüten mithilfe von Bildarchiven sowie dokumentarisch der Pflanzenzüchtung als Interaktion zwischen Pflanzen und Menschen.
Des Weiteren sind zwei Neuproduktionen zu sehen, die von Partnerinnen und Partnern des Projekts Plants_Intelligence stammen: Der Medienschaffende und Landverteidiger Ayênan Quinchoa Juajibioy zeigt seinen Dokumentarfilm Jouenan betiyeng jabuayenán [Die Pflanzen, die leiten]. Ayênan Quinchoa Juajibioy gehört dem Volk der Kamëntšá und Inga an, das im Departement Putumayo im Südosten von Kolumbien lebt. Er leitet aktuell das Pan-Amazonian Media Collective, das mithilfe von Filmen und digitalen Medien traditionelles Wissen sowohl bewahrt als auch reflektiert und verbreitet. Sein Dokumentarfilm vertieft sich in die Beziehungen zwischen Pflanzen und Menschen, die von indigenen Völkern in seiner Heimat bis heute auf vielfältige Weisen gepflegt und gewürdigt werden. Dialoge und Interviews mit Menschen aus verschiedenen Teilen der Region zeigen, wie bestimmte Pflanzen das Leben dieser Menschengruppen seit Tausenden von Jahren begleiten und ihnen das Überleben in Zeit und Raum ermöglicht haben. Zudem zeigen wir einen neuen Werkkomplex der Künstlerin Ursula Damm (*1960 in Boppard, lebt in Weimar und Berlin) die mithilfe von Algorithmen und Zeichnungen das Wachstum von Flechten künstlerisch erforscht. Diese Neuproduktionen werden im Obergeschoss des Museums im Kapitel Pflanzliche Intelligenz gezeigt. Zudem begleitet eine Spur von Interviews beide Ausstellungskapitel: Die Plant Conversations entstanden im Team des Forschungsprojekts. Die kurzen Gespräche mit Forschenden und Praktizierenden aus der Landwirtschaft und der Medizin geben Einblicke in unterschiedliche Verständnisse pflanzlicher Intelligenz.
Julia Mensch, Field Drawings, Kiwicha Aroma (Tilcara), 2024, Zeichnung,
Rasa Smite & Raitis Smits, Flower as Antenna and Attractor, 2025, VR-Arbeit (Still),
Felipe Castelblanco, Borrachero Dreams (Brugmansia Versicolor, Tabanok), 2024, Fotografie,
Die Ausstellung beginnt mit einem Kapitel, das die Beziehungen von Pflanzen und Menschen in den Mittelpunkt stellt. Die Besuchenden treffen zunächst auf Pflanzen in einem hängenden Garten. Wenn sie eine der Pflanzen sanft berühren, erklingt ein Ton. Die interaktive Installation Akousmaflore (2007) des französischen Künstlerduos Scenocosme (Grégory Lasserre, *1976, Anaïs met den Ancxt, *1981) macht auf spielerische Weise erfahrbar, dass Pflanzen die Besuchenden wahrnehmen und auf sie reagieren. Wie Zimmerpflanzen und Menschen Räume miteinander teilen und Menschen ihr Verhalten auf die Bedürfnisse ihrer grünen Mitbewohner anpassen, steht in einem Ausschnitt aus der experimentellen Dokumentation Light Needs (2023) von Jesse McLean (*1975) im Mittelpunkt.
In direkter Nähe zu diesem Film laden einige Darstellungen von Pflanzen-Menschen-Hybriden dazu ein, über Verwandtschaftsverhältnisse sowie Nähe und Distanz zu Pflanzen nachzudenken. Hier treffen zeitgenössische Kunst (etwa das gentechnisch erzeugte Mensch-Pflanze-Hybrid Edunia von Eduardo Kac, *1962) auf historische Illustrationen aus Kinder- und Kräuterbüchern, die auf unterschiedliche Weisen die Frage aufwerfen: Wie pflanzlich sind wir eigentlich? Dieser Gedanke begleitet auch den Abschluss des ersten Kapitels: Ann Sheltons (*1967, in Timaru, Neuseeland) Fotografien von Ikebana-Gestecken aus ihrer Serie jane says (fortlaufend seit 2015) führen nämlich auf eine falsche Fährte. Was aussieht wie dekorative Blumensträuße, sind tatsächlich Zusammenstellungen hochwirksamer Heilpflanzen, die seit Jahrhunderten verwendet werden, um Schwangerschaften zu verhüten oder abzubrechen. Die Arbeiten erinnern an traditionelle Stillleben, doch zugrunde liegen hier die Kräfte von Pflanzen, die auf den menschlichen Körper wirken.
Der Gedanke der pflanzlichen Lebendigkeit und ihres Beziehungsreichtums steht auch bei den Ausstellungsstücken im Vordergrund, die das erste Kapitel abschließen. Wir zeigen hier zum einen hochaufgelöste Fotografien von Mary Delanys Collagen (die empfindlichen, in Bücher gebundenen Originale können selbst nicht ausgestellt werden). Mary Delany (1700–1788) ist eine der zahlreichen Frauen, die im 18. und 19. Jahrhundert zur Erforschung und Darstellung von Pflanzen sowie zur Verbreitung von Pflanzenwissen beigetragen haben, deren Geschichten aber immer noch weitgehend unbekannt sind. Mary Delany begann im Alter von 72 Jahren von ihr so genannte „Papier-Mosaike“ zu schaffen, die sowohl wegen ihrer wissenschaftlichen Genauigkeit als auch wegen ihrer ästhetischen Qualitäten gerühmt wurden. Zwischen Delanys Blumen sehen die Besuchenden auf einer zweiten Wand-Ebene Makrofotografien von Bestäubern. Der Makrofotograf Thorben Danke (*1982) eröffnet mit seinen Bildern spektakuläre Perspektiven, etwa auf die Beschaffenheit von Schmetterlingsflügeln. Mit diesem spielerischen Seh-Experiment verbinden wir Pflanzen und Insekten, die sich evolutionär miteinander entwickelt haben, wovon nicht zuletzt ihre aufeinander abgestimmten Gestalten erzählen. So ist diese kuratorische Inszenierung eine Einladung dazu, die menschenzentrierte Sicht zu überschreiten und sich nicht allein von der pflanzlichen Schönheit betören zu lassen, sondern diese Schönheit im Zusammenhang mit der Beziehung zwischen Pflanzen und Insekten in den Blick zu nehmen.
Ann Shelton, The Influencer, Peony (Paeonia sp.), 2020, Fotografie, aus der Serie jane says,
Der Begriff der pflanzlichen Intelligenz wird aktuell kontrovers diskutiert – außer Frage steht dabei allerdings, dass Pflanzen über vielfältige Fähigkeiten verfügen (etwa Geräusche wahrnehmen, Umweltreize verarbeiten, mit anderen Organismen kommunizieren), die ihnen vor einigen Jahren noch niemand zugetraut hätte. Unbestritten ist auch, dass immer noch viele Forschungsfragen zu pflanzlichem Leben unbeantwortet sind. Gegnerinnen und Gegner des Begriffs warnen davor, die pflanzliche Anpassungsfähigkeit mit menschlicher Intelligenz zu vergleichen und damit Pflanzen nicht gerecht zu werden. Andere argumentieren, dass der Begriff „Intelligenz“ dem entspricht, was Pflanzen tun: etwa Probleme lösen, Informationen verarbeiten und sich an ihre Umwelt anpassen. Das sind zentrale Dimensionen des Konzepts von Intelligenz. In der Ausstellung wird bewusst der Begriff „pflanzliche Intelligenz“ verwendet, um genau solche Überlegungen anzustoßen und abzuwägen. Schließlich ist die Frage, ob Pflanzen intelligent sind oder nicht, keine Frage, die durch empirische Forschung beantwortet werden kann. Es ist eine philosophische und kulturelle Frage, oder, wie die Wissenschaftsjournalistin Zoë Schlanger in ihrem Buch Lichtwandler (Frankfurt am Main 2024) formuliert, eine Frage sozialer Aushandlungsprozesse.
Neben den zuvor erwähnten Neuproduktionen von Felipe Castelblanco, Julia Mensch, Rasa Smite, Ursula Damm und Ayênan Quinchoa Juajibioy, die innerhalb des Projekts Plants_Intelligence. Learning Like a Plant entstanden sind, versammelt ein Teil dieses Kapitels künstlerische und wissenschaftlichen Arbeiten, die Beobachtungen pflanzlicher Lebensweisen in ihre jeweiligen Medien übersetzen. Hier sind unter anderem Arbeiten von Una Szeemann und Lois Weinberger zu sehen. Die Schweizer Künstlerin Una Szeemann (*1975) widmet sich mit ihrer Bronzeskulptur Palm Spirits (2023) der Tessiner Palme, die seit 2024 als invasiver Neophyt nicht mehr in der Schweiz verkauft werden darf. Lange Fühler ragen suchend in die Luft, Sprossen und Blattknospen liegen um sie herum, eine Assemblage von etwas, das sich zu einer Pflanze fügen, Palme werden könnte. Ihr fotografisches Diptychon Welwitschia mirabilis (2018) zeigt ein männliches und ein weibliches Exemplar der gleichnamigen Pflanze, die ausschließlich in der Wüste Namib in Namibia wächst und deren Gestalt die kargen Lebensverhältnisse spiegelt. Von dem 2020 verstorbenen österreichischen Künstler Lois Weinberger (1947–2020) zeigen wir die Fotografie Die Erde halten (2010), die ein zärtliches Bild der Beziehungen zwischen Erde und Mensch entwirft – und damit ein Bild der Sorge für die Lebensgrundlage sowohl von Pflanzen als auch von Menschen. In diesem Raum zeigen wir auch eine Zusammenstellung von Filmausschnitten und Bildern aus den Künsten und Wissenschaften vom 18. Jahrhundert bis heute, die unterschiedliche Medien und Formen der Beobachtung einander gegenüberstellen. Diese Montage eröffnet assoziativ-spielerisch einen Einblick in Techniken und Strategien, die eingesetzt werden, um Geheimnisse des Pflanzenlebens zu ergründen.
Ein immaterielles Kunstwerk entsteht erst im gemeinsamen Tun mit Besuchenden. Der Künstler Roman Schramm und die Experience Designerin Omi-peah Ryding haben ein experimentelles Rollenspiel (Nordic LARP) entwickelt, das dazu einlädt, abwechselnd in die Rollen von Pflanzen und Menschen zu schlüpfen und dabei Begegnungen mit Pflanzen durchzuspielen. Das Spiel Die Sprache der Pflanzen findet an zwei Terminen in Bad Homburg (28.6., 9.8.2025, jeweils 14–18 Uhr) unter der Leitung von Roman Schramm statt (Anmeldung notwendig, keine Vorkenntnisse erforderlich).
Das Magazin Unter Pflanzen versammelt Literatur und Lyrik sowie Texte aus der Philosophie, den Kunst-, Medien-, Literatur- und Naturwissenschaften, die Pflanzen auf je spezifische Weise als intelligente, empfindsame Wesen erkunden. Um Kunst und Natur, Empfinden und Denken, Staunen und Verstehen miteinander klingen zu lassen, sucht das Museum Sinclair-Haus immer wieder nach neuen Formen: Das von dem Designbüro Rimini Berlin gestaltete Magazin bewegt zum Schweifen durch Lyrik und Literatur, durch philosophische, auch anspruchsvolle Theorie, durch Interviews und Essays. Interviews eröffnen zusätzliche Dimensionen zu den Theorietexten und geben Einblicke in die persönlichen Geschichten und Motivationen, die Menschen in ihrer Forschung leiten. Angeordnet sind die Texte mit der Idee der Begegnung mit einer Pflanze: vom Kennenlernen über das tiefere Gespräch bis hin zum Ausloten von Gemeinsamkeiten. Mal geht es dabei ernst, mal heiter zu – und immer durchdrungen von der Lust, Pflanzen zu begegnen, auf immer neue Weisen.
Mit Texten von Petra Ahne, Christina Becher, Felipe Castelblanco, Maurice Maggi, Michael Marder, Estelle Zhong Mengual, Julia Mensch, Kathrin Meyer, Frederike Middelhoff, Solvejg Nitzke, André Geremia Parise, Sina Ribak, Matthias Rillig, Omi-peah Ryding, Birgit Schneider, Roman Schramm, Rasa Smite und Raitis Smits, Katja Tielbörger, Yvonne Volkart und Gabriela Aquije Zegarra, Interviews mit Michael Marder, Estelle Zhong Mengual, Consuelo De Moraes und Jeremy Narby sowie Lyrik und Literatur von Gaston Bachelard, Thomas Bilda, Emily Dickinson, Louise Glück, Juliana Kalnay, Kurd Laßwitz, Mary Oliver, Eva Seck, Miriam Tag, Jan Wagner und Zara Zerbe.
20 €, ISBN 978-3-945674-15-4, 160 Seiten, ca. 75 Abbildungen.
Das Magazin ist exklusiv im Museum Sinclair-Haus erhältlich.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation zwischen dem Museum Sinclair-Haus und dem von Yvonne Volkart geleiteten Forschungsprojekt Plants_Intelligence. Learning Like a Plant, das am Institut Kunst Gender Natur der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel FHNW verortet und vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert ist. Plants_Intelligence. Learning Like a Plant ist in erster Linie ein wissenschaftliches Projekt, das mit den Mitteln der Kunst in die Debatte über Pflanzenwissen eingreift. Konkret untersucht es über vier Jahre hinweg (2022 bis 2025), was pflanzliche Intelligenz ist und wie sie in einem ersten Schritt für die Künste, in einem zweiten auch für weitere Lebensbereiche fruchtbar gemacht werden könnte. Die enge Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedenen Wissensgebieten soll helfen, diese soziale, ökologische und ethische Ausweitung zu gewährleisten. Die Ausgangsthese des Projekts ist, dass die Anerkennung vegetabiler Formen von Intelligenz zu anderen Methoden der Wissensgenerierung, des Zusammenlebens, der Züchtung und letztlich zu neuen, „intelligenten“ Formen der Pflanzen- und Agrarkultur führen könnte.
Das Kernteam besteht aus den Kunstschaffenden Felipe Castelblanco (*1985 in Bogotá, lebt in Basel) Julia Mensch (*1980 in Buenos Aires, lebt in Berlin) und Rasa Smite (*1969 in Riga, lebt in Riga) sowie Yvonne Volkart als Kunsttheoretikerin. Die Forschungspartnerinnen und -partner, mit denen das Projekt teilweise sehr eng zusammenarbeitet, stammen aus der Botanik, der biologischen Züchtung, der Ernährungsgerechtigkeit, dem traditionellen Landbau, der Medienökologie, dem Medienaktivismus und der Medienkunst. Ein Teil des Teams hat lateinamerikanische Wurzeln, wodurch die Etablierung einer Nord-Süd-Tangente bereits bei der Konzeption wichtig war.
Unsre Kurse und Workshops finden auch immer wieder draußen statt, Menschen jeden Alters sind eingeladen in die Welt der Pflanzen einzutauchen.
Mit seinen Bildungsangeboten im Museum, im Atelier, auf öffentlichen Plätzen und in der Natur lädt das Vermittlungsteam des Museums Sinclair-Haus ein, die Ausstellung zu erkunden, in die Welt der Pflanzen einzutauchen und Pflanzen als intelligente Lebewesen kennen zu lernen. Durch die eigene künstlerische und lernende Auseinandersetzung erweitern die Teilnehmenden ihre Sichtweisen von Pflanzen und gewinnen neue Perspektiven auf Natur.
Offene Angebote für alle Altersgruppen: Vorbeikommen und mitmachen
Unter dem Titel Pflanzengewimmel (Sa, 29.3.25) findet auf dem Marktplatz Bad Homburg ein Freiluft-Atelier statt (13–17.30 Uhr). Der Museumsbesuch ist an diesem Tag kostenfrei und eine Frage-Mich-Person (14–18 Uhr) in der Ausstellung lädt Kinder und Erwachsene ein, ins Gespräch zu kommen. Fortgesetzt wird das kostenfreie Freiluft-Atelier dann vom 28.5. bis 25.9. jeden Mittwoch (15–18 Uhr) in der Innenstadt Bad Homburgs vor dem Technischen Rathaus. Menschen jeden Alters können die Welt der Pflanzen künstlerisch erforschen: Es wird gemalt, gedruckt, gefärbt und genäht. Auch bei verschiedenen Stadtteilfesten in Ober-Erlenbach (17.4.), im Gartenfeld (27.6.) und in Kirdorf (2.7.) macht das Freiluft-Atelier mit seinen Kunst-Mitmachaktionen Halt.
Angebote für Erwachsene
Der Krautschau-Spaziergang (Do, 22.5.25, 17–19 Uhr) führt durch die Stadt, wobei der Blick auf die Pflanzen am Wegesrand gelenkt wird: Neben der Vermittlung von Pflanzen-Wissen mit der Heilpflanzen-Expertin Stephanie König werden die Eindrücke in Zeichnungen und Aquarellen unter Anleitung von Künstlerin Astrid Kemper festgehalten.
Jeden Sonntag (11.30 Uhr) laden wir Besuchende zu Kunst-Führungen durch die Ausstellung ein. An zwei Donnerstagen ergründet Dr. Stefan Scholz im Philosophischen Streifzug (Do, 3.4., 15.5.25, jeweils 17 Uhr) die Fragen: Haben Pflanzen eine Seele? Haben Pflanzen Rechte?
Im Erwachsenen-Kunstkurs Pflanzenträume (ab 23.4.25, jeweils 18–20.30 Uhr) können die Teilnehmenden ihre künstlerische Praxis vertiefen.
Beim Wochenend-Workshop lernen Erwachsene die seltene Drucktechnik Vernis-mou in Verbindung mit Naturselbstdrucken kennen (28.-29.6.). Gemeinsam mit der Schriftstellerin Saskia Hennig von Lange kann die Ausstellung und die Welt der Pflanzen schreibend erkundet werden (Mi, 7.5.25, 19 Uhr). Der Kunstbesuch zu Hause kommt ins Seniorenstift und zu Menschen mit Beeinträchtigung.
Angebote für Familien und Kinder
Insbesondere an Familien richtet sich das Sonntagsatelier für Jung und Alt (6.4., 4.5., 1.6., 6.7., 3.8.). Nach einer kindgerechten Führung (11.30 Uhr) lädt das Sonntagsatelier (jeweils 12.30–16.30 Uhr) alle Generationen zum Mitmachen in den Schlosspark unter der Zeder ein.
Neu im Programm sind die Kunstküsschen (26.4., 17.5.25, 10.30–12 Uhr), ein Angebot für die Allerkleinsten von 3 bis 5 Jahren, die gemeinsam auf eine spielerische „Pflanzen-Entdeckungsreise“ gehen. Der Osterferienkurs Verpflanzlichen wir uns (14.–17.4.) richtet sich an Kinder ab 7 Jahren. Sie können vier Tage lang unter Anleitung von Künstlerinnen und Künstlern des Vermittlungsteams Pflanzenkostüme bauen und Pflanzen mit Musik, Literatur und bildender Kunst erforschen. Auch im Sommerferienkurs (11.–15.8.) steht unsere Beziehung zu Pflanzen im Mittelpunkt beim Malen, Drucken, Bauen und Gestalten. Die Kunst-Werkstatt für Kinder (18.3.–1.7., dienstags, 15.30–17 Uhr) ist für alle gedacht, die wöchentlich künstlerisch forschen und arbeiten möchten.
Für Schulen und Bildungsarbeit
Vormittags ist das Museum Sinclair-Haus exklusiv für Gruppen aus Schulen, Kindergärten und Universitäten geöffnet. Ein Workshop ergänzt den Ausstellungsbesuch und verknüpft Lernen und Erleben. Lehrkräfte erhalten exklusiv bei einer Ausstellungspreview Ideen für den Kunstunterricht und die Projektarbeit an Schulen (Fr, 14.3., 17 Uhr).
Das nunmehr 23. Ideenheft Blattwerke Pflanzen (6 Euro an der Museumskasse oder als kostenfreier Download: museum-sincair-haus.de/blattwerke) ergänzt die Ausstellung mit Pflanzen-Wissen, Informationen zu ausgewählten Kunstwerken, detailreichen Illustrationen (@sandra_beer) und vielen kreativen Ideen für zuhause oder auch für den Unterricht.
Zum „Kongress der Pflanzen“ laden die Tänzer der YET Company in den benachbarten Schlosspark ein.
Pflanzen-Begegnungen stehen im Mittelpunkt des Veranstaltungsprogramms, das vom Tanz bis zum experimentellen Rollenspiel, vom Gespräch bis zum künstlerischen Spaziergang dazu einlädt, Pflanzen neu kennenzulernen.
Die Philosophin und Lyrikerin Miriam Tag lädt an drei Dienstagabenden (1.4., 6.5., 1.7.25, jeweils 19 Uhr) in der Ausstellung ein, langsam zu werden und Pflanzen mit allen Sinnen zu begegnen, bei einer Tee-Zeremonie, bei der Beschäftigung mit Pflanzen-Düften oder mit Pflanzen selbst. Die Sprache der Pflanzen (Sa, 28.6.25, 9.8.25, jeweils 14–18 Uhr) wird im experimentellen Rollenspiel der Künstler Roman Schramm und Omi-peah Ryding erkundet. Die Teilnehmenden werden spielerisch dazu angeleitet, in die Rollen von Pflanzen zu schlüpfen. Um die gemeinsame Evolution von Mensch und Pflanze, um Pflanzenkommunikation und andere erstaunliche Erkenntnisse geht es im Gespräch Pflanzenreich mit dem Biologen und Science Slammer Dr. David Spencer und der Wissenschaftsjournalistin Tamara Worzewski (Mi, 2.4.25, 19 Uhr). Beim Kongress der Pflanzen (Mi, 9.7.25, 19 Uhr) regen die Tänzer der YET Company dazu an, über alternative Formen eines botanisch-humanen Zusammenlebens zu nachzudenken. Ihr Stationen-Tanzstück lädt rund um die Orangerie in den Schlosspark ein. Schauspielstudierende der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und freie Tanzschaffende erkunden pflanzliches Leben in Texten und in Bewegungen, bei einem szenischen Spaziergang in Schlosspark (Freitag, 23.5.25., 18 Uhr).
In der musikalischen Lesung Pflanzengeflüster (Mi, 4.6.25, 19 Uhr) geht es mit Texten der indigenen Biologin Robin Wall Kimmerer um die Weisheit von Pflanzen, begleitend verwandelt der Biofeedback-Musiker Karel Hacker Reaktionen von Pflanzen in organische Musik. Das Konzert Blüh auf! (Mi, 25.6.25, 19 Uhr) mit dem Bridges-Kammerensemble Perismon erzählt musikalisch von Beziehungen zur lebendigen Welt in anderen Kulturen. Beim geselligen Abend Apéro & Kunst (Fr, 16.5., 27.6.25, jeweils 18–20 Uhr) erleben die Besuchenden die Ausstellung in kurzweiligen Führungen und mit ausreichend Zeit, um bei einem Getränk miteinander ins Gespräch zu kommen.
Tickets & Programm (ab 12.3.25)
tickets.museum-sinclair-haus.de
Podcast Art’n’Vielfalt
Seit 2021 werden die Ausstellungen rund um Kunst und Natur vom Podcast Art’n’Vielfalt (Spotify, Deezer oder auf der Website: museum-sinclair-haus.de/podcast) begleitet. Die erste Folge widmet sich Pflanzenforschung aus zwei verschiedenen Perspektiven mit der Biologin Katja Tielbörger sowie der Lyrikerin und Philosophin Miriam Tag. Die zweite Folge beschäftigt sich mit den Rechten von Pflanzen mit der Wissenschaftsjournalistin Elisabeth Weydt. Die Gespräche führt die Journalistin Marilena Berends.