Die Nacht ist voller Leben. Sie ist auch Teil unseres menschlichen Lebens, doch haben wir viele Wege gefunden, sie mithilfe künstlichen Lichts zum Tag zu machen, die Dunkelheit auszusperren oder sie auszublenden. Unsere Sinne sind für ein Leben in der Dunkelheit wenig geeignet, aber zahlreiche andere Tiere schwirren, schleichen oder schweben ganz selbstverständlich durch die Nacht. Dunkelheit verunsichert uns: Sie beraubt uns der Farben und Details; sie macht uns tapsig und tastend. Kulturell steht Licht für Erkenntnis, Sicherheit und Fortschritt, die Dunkelheit aber ist mit dem Unheimlichen, auch Grauenhaften aufgeladen. Diese Ausstellung lädt Sie dazu ein, die Nacht und die Dunkelheit neu zu entdecken: als Lebensraum, den wir mit unzähligen anderen Wesen teilen. Wie erleben wir die Dunkelheit – und wie erleben sie nachtaktive Tiere? Wie begegnen wir ihnen und sie uns? Was schenkt uns die Dunkelheit? Was verlieren wir, wenn wir die Nacht maßlos erhellen?
Die Dunkelheit ist zu einer bedrohten Sinneslandschaft geworden. Ein Kind, das heute an einem Ort geboren wird, an dem nachts noch rund 250 Sterne zu sehen sind, wird dort mit 18 Jahren vielleicht nur noch etwa 100 erkennen können – sofern wir unseren Umgang mit künstlichem Licht nicht ändern. Bereits 2001 wurde der erste Weltatlas der Lichtverschmutzung veröffentlicht. Seither erforschen zahlreiche Projekte, wie wir Licht nachts so nutzen können, dass es weder uns noch anderen Lebewesen schadet.
Die Kunstwerke dieser Ausstellung spüren der Lebendigkeit der Nacht nach. Sie führen auf die Spuren von nachtaktiven Tieren und streifen auch das vielfältige Nachtleben des Menschen. Nachtleben sensibilisiert für den Zauber der Dunkelheit, für die menschliche Sehnsucht nach Licht – und für die Folgen, die daraus erwachsen. Entdecken Sie die Dunkelheit neu: als geheimnisvollen Raum, in dem sich Geschichten, Träume und Leben entfalten.
Mit Joshua Bonnetta, Andreas Bunte, Thierry Cohen, Dominik Eulberg und Matthias Garff, Loïe Fuller, Sarah Gillespie, Sven Johne, Melanie Manchot, Sandra Mann, Robin Meier Wiratunga, Yann Mingard, Hans Op de Beeck, Philippe Parreno, Alona Rodeh, Dana Sherwood, Anaïs Tondeur, Susanne M. Winterling, Tobias Zielony
Titelmotiv: Robin Meier Wiratunga, Synchronicity, Video (Still), 2015–2024, © VG Bild-Kunst, Bonn 2025