In Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung Offenbach
Mit dieser Ausstellung nimmt das Museum Sinclair-Haus Künstler:innen in den Blick, die ihr Arbeitsmaterial und ihre Inspirationen direkt in der Natur finden. Aus Werkstoffen wie Holz, Gras, Blütensamen oder Torf werden vor allem Skulpturen und Objekte geschaffen. Andere wiederum orientieren sich in ihren Arbeiten an den von der Natur vorgegebenen Formen und nutzen den Wind, die Bewegungen eines Vogelschwarms oder die Architektur einer Bienenwabe für ihre Bildkompositionen. Die Ordnung der Natur wird in einigen Werken auch aufgelöst und neu formatiert: Pflanzen werden in ihre Einzelteile zerlegt und neu sortiert, gruppiert und nach eigenen ästhetischen Maßgaben angeordnet. Die spezifischen Eigenschaften der Materialien sind oft unabdingbarer Wesenszug der Arbeiten, wie beispielsweise die Fragilität und Feinteiligkeit von Blütensamen. Die Arbeit mit organischer Materie kann zudem unvorhersehbare Veränderungen im Werkprozess mit sich bringen, die einige Künstler:innen ganz bewusst in das Werk einfließen lassen. So entstehen viele Arbeiten in der Schwebe zwischen bewusster künstlerischer Lenkung und Zufall; Natur und Künstler:in komponieren oft Hand in Hand.
Denn wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur. Wer sie heraus kann reißen, der hat sie.
Auch die Farben der Erde werden in den Fokus genommen. Mit verschiedenen künstlerischen Methoden wird das unendliche Spektrum an Erdtönen ausschnitthaft gesammelt und festgehalten. Das Bedürfnis, sich diese Farben und Formen der Natur anzueignen und schließlich zu imitieren, zeigt sich ebenfalls in den künstlerischen Arbeiten. Die Grenzen zwischen echter und nachgeahmter Natur verschwimmen mehr und mehr. So entsteht letztlich die Frage, was das Siegel „natürlich“ heute bedeutet – wo liegt die Grenze zwischen „echt“ und „künstlerisch“, zwischen „unecht“ und „authentisch“.
Auch für die Studierenden der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Offenbach unter Leitung ihres Professors Markus Holzbach am Institut für Materialdesign steht das Material und das Zitat natürlicher Formen und Strukturen im Fokus. Oberflächenbeschaffenheit und innere Struktur von natürlichen Werkstoffen werden untersucht und bearbeitet. Sie bilden den Ausgangspunkt bei der Entwicklung von Objekten, die oftmals an der Schnittstelle zwischen Kunst und Technik entstehen. Natürliche Materialien werden mit synthetischen Stoffen verzahnt, so dass grenzüberschreitende Mischformen entstehen.
Wir freuen uns sehr, dass die HfG unserer Einladung zu einem Dialog zwischen den Kunstwerken der Ausstellung und den eigenen experimentellen Objekten gefolgt ist.
Zu sehen sind Werke von Mirko Baselgia, Julius von Bismarck, Daniel Bräg, Christoph Brech, Ricardo Calero, Peter Emch, Angela M. Flaig, Werner Henkel, Angela Kiersch, Wolfgang Laib, Giuseppe Licari, Maximilian Prüfer, Mario Reis, Max Schmelcher, Rikuo Ueda, herman de vries sowie von Prof. Dr. Markus Holzbach und den Studierenden des Instituts für Materialdesign der Hochschule für Gestaltung in Offenbach.