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Darren Almond

Schatten und Licht. Fotografie und Film

6. März 2016 - 26. Juni 2016

Darren Almond (geb. 1971 in Wigan, England) fotografiert mit langer Belichtungszeit in Vollmondnächten, in denen keine Wolken am Himmel stehen. „Während der langen Belichtung siehst du nie, was du gerade fotografierst“, so Almond. „Aber du gibst der Landschaft mehr Zeit, sich auszudrücken“. In seinen Werken wird die symbiotische Verbindung von Licht und Zeit sichtbar und gleichsam eingefroren – so verdichtet sich das bewegte Wasser von Flüssen und Meeren zu einer neblig-schaumigen Substanz, landschaftliche Konturen verschwimmen und der Mond hüllt die Natur in ein märchenhaft-sphärisches Licht. Die nächtlichen Panoramen eröffnen dem menschlichen Auge eine ihm unmögliche Lichtsituation, die das Vertraute verzerrt und fremdartig erscheinen lässt. Diese besonderen Eigenarten der Fotografien von Darren Almond zeigen sich auch in Ansichten der Kreidefelsen von Rügen und von morbiden Winterlandschaften in Sibirien, die auch zentrale Arbeiten der ALTANA Kunstsammlung sind und als initiale Werke für diese Ausstellung angesehen werden können.

Fullmoon@Eifel 2, 2010

Between here and the surface of the moon.

Darren Almond

Der geographische Bogen der Ausstellung spannt sich von Rügen und der Eifel in Deutschland über Italien und Frankreich bis nach Russland, Japan und Indonesien. Indem Darren Almond mit seiner Kamera den Spuren von Landschaftsmalern wie William Turner, Carl Blechen oder Caspar David Friedrich folgt und damit auch seinem Interesse für die großen Entdeckungsreisen des 18. und 19. Jahrhunderts nachgeht, verflechtet er in seinem Werk die abstrakten Begriffe und Vorstellungen von Zeit, Licht und Raum.

Mit den Kreidefelsen von Rügen wählt er ein Motiv, das Caspar David Friedrich in einem kunsthistorisch programmatischen Bild von 1818 festgehalten hat. Aus dem bekannten, romantischen Kreidefelsenmotiv lässt er mit seinen Fotografien von 2004 und 2015 bizarr-bekannte und dennoch befremdliche Nachtlandschaften entstehen, die eine scheinbare Annäherung zwischen der Erde und der Mondoberfläche evozieren und in ihrer Surrealität unzugänglich und geheimnisvoll erscheinen.

In seinen Videoarbeiten nimmt Darren Almond den Menschen in den Fokus – so auch in der Arbeit „Bearing“. In bedrückender Nahaufnahme filmt er das Gesicht eines Bergarbeiters, der an einem zerklüfteten Vulkan in Java, Indonesien, unter zermürbenden Bedingungen Schwefel abbaut. Die repetitiven Atemzüge und Schritte des Bergmanns sowie die krächzenden Geräusche der Ladung lösen die bekannten Maßeinheiten der Zeit auf und erzeugen mit dieser kräftezehrenden Sisyphos-Arbeit eine neue Auslotung von Raum und Zeit, die für den Betrachter gleichsam spürbar wird. So bilden Schatten und Licht als die zwei Gesichter des Menschen einerseits und als elementare Naturphänomene andererseits die konstitutiven Eckpfeiler in Darren Almonds Werk.