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Chiharu Shiota

Gedankenlinien

31. März 2019 - 16. Juni 2019

Mit der Ausstellung „Chiharu Shiota. Gedankenlinien“ gibt das Museum Sinclair-Haus einen umfassenden Einblick in den tiefen schöpferischen Kosmos der japanischen Künstlerin. Chiharu Shiota wurde 1972 in Osaka geboren und studierte zunächst Malerei in Kyoto. Sie beendete ihr Kunststudium in Berlin als Schülerin von Marina Abramovic. Diese riet der jungen Künstlerin, mit verschiedensten Ausdrucksformen zu experimentieren. So begann sie Wasser, Feuer und Erde in ihren Werken zu verwenden. Für die Performance „Try and Go Home“ beschmierte sie ihre Haut mit Erde, legte sich in ein Erdloch und fastete vier Tage lang. Ihr eigener Körper ist in den Anfängen bereits essenzieller Bestandteil und Ausgangspunkt ihrer Arbeiten. Themen wie Erinnerung und Vergessen, Präsenz und Absenz des Körpers untersucht sie gleichermaßen wie die Verflochtenheit und Vielschichtigkeit von menschlichen Beziehungen.

Chiharu Shiota, Beyond Time, Yorkshire Sculpture Park, 2018, Foto: Jonty Wilde

Unser Leben ist eine Reise
mit ungewissem Ziel. Wir sind
bereit zu gehen, aber wir
wissen nicht genau, wohin.

Chiharu Shiota

Rote Farbe nimmt im Werk der ausgebildeten Malerin ebenfalls eine besondere Bedeutung ein, sie erinnert damit an menschliches Blut. Für ihre Arbeit „Becoming Painting“ bemalte sie ihren Körper, ihr Gesicht und ihr weißes Leinengewand mit roter Farbe und wurde durch diese Verknüpfung von Malerei und Performance selbst Teil des Werkes. Die rote Farbe überträgt sie in ihren neueren Arbeiten in rote Fäden, die sie zu kleinen oder sogar raumfüllenden Netzinstallationen zusammenknüpft. Mit den Netzen umspinnt sie Alltagsgegenstände, die Ausdrucksträger menschlicher Handlungen sind und Vergessenes in Erinnerung rufen. So nutzt sie für ihre Arbeiten Objekte wie ein ausgebranntes Klavier, ein Brautkleid, einen Damenmantel, zahlreiche Schlüssel oder Holzboote, wie zuletzt 2015 bei der Biennale in Venedig. Diese Arbeiten bilden poetische Rauminstallationen, die unmittelbar mit ihren frühen Performances in Zusammenhang stehen. Die Fäden und ihre Verflochtenheit sind für Shiota zudem ein Zeichen für die Ausdehnung des Lebens über den Körper hinaus, wie in Schlaf und Traum, in Gedanken und Imagination – unsichtbare Verknüpfungen, die sie mit ihren Netzen sichtbar macht.