Früchte sind in ihrer Gestalt, Haptik, Farbe und mit ihren Düften in höchstem Maße anziehend und sprechen alle Sinne an. Es erscheint daher kaum verwunderlich, dass das Paradies in der Bibel als ein blühender Garten mit unzähligen Obstbäumen dargestellt ist. Und bis heute ist der Apfel, von dem Adam und Eva kosteten, ein Symbol für Sünde und Erkenntnis gleichermaßen. Genauso vielfältig wie der Formenreichtum von Früchten selbst ist ihre Darstellung in der Kunst. Seit jeher zeigen Künstler:innen Früchte als Zeichen für Leben und Vitalität, aber auch für Vergänglichkeit und Verfall. Das Museum Sinclair-Haus stellt die weltweit einzigartige Sammlung von Prof. Dr. Rainer Wild aus, die das Motiv der Frucht in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in den Fokus genommen hat.
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht‘ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!
Der Wissenschaftler, Unternehmer und Stifter Prof. Dr. Rainer Wild interessierte sich schon während seines Studiums für die Inhaltsstoffe und die pharmakologische Wirkung von Früchten und widmete diesen Themen seine Diplom- und Promotions arbeiten. Dieses Interesse an Früchten spiegelt sich auch in seiner eindrucksvollen Kunstsammlung, die er seit über 40 Jahren konsequent thematisch ausrichtet.
Den Ausgangsbestand der Sammlung bilden Werke aus dem Expressionismus: Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein, Emil Nolde und Alexej von Jawlensky. Hinzu kamen schnell Künstler wie Rainer Fetting, der in den 1980er-Jahren der bekannten Künstlergruppe der „Neuen Wilden” angehörte. Über die Jahre nahmen zunehmend auch plastische Arbeiten von Künstler:innen der Gegenwart einen großen Stellenwert ein, die die Früchte durch ihre dreidimensionale Perspektive zu einem Raumerlebnis werden lassen. Insgesamt überrascht und überzeugt die Sammlung mit dem großen Spektrum an Künstler:innen, in deren Werk die Frucht immer wieder eine bedeutende Rolle oder gar die Hauptrolle spielt.
Die Ausstellung greift in das große Füllhorn dieser stetig wachsenden Sammlung mit annähernd 300 Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen, Filmen und plastischen Arbeiten. Das Museum Sinclair-Haus präsentiert u.a. Werke von Joseph Beuys, Giorgio de Chirico, Lucian Freud, Juliane Gottwald, Jörg Immendorff, Alexej von Jawlensky, Paul Klee, Karin Kneffel, Alicja Kwade, Antje Majewski, Gabriele Münter, Emil Nolde, Pablo Picasso, Man Ray, Oskar Schlemmer, Andy Warhol und Ai Weiwei.