Die schöpferische Kraft kommt aus dem Wasser, aus dem Wasser und dem Himmel. Nichts anderes.
Der permanente Prozess von Annäherung und Distanz der Elemente spiegelt sich in allen Arbeiten der Künstlerin wider. Mit ihrem umfassenden Œuvre an Zeichnungen, Gemälden und Skulpturen schafft sie Zwischenwelten, die untrennbar mit einander verbunden sind. In einer steten Entwicklung zwischen Landschaft und Figur, zwischen oben und unten, Gegenstand und Abstraktion entsteht ein pulsierender und vielgliedriger Organismus. Neben nahtlosen motivischen Übergängen verhindern dabei vor allem auch die künstlerischen Techniken jede Form von Abgrenzung: Sowohl mit der fließenden Aquarellfarbe als auch mit der weichen Pastellkreide zeichnet Ikemura durchlässige Landschaften und Körper. Und auch in der Drucktechnik wählt sie mit der Monotypie eine Form, die im Gegensatz etwa zur „scharfkantigen“ Radierung keine hermetischen Konturen zulässt. Das Gleiche gilt auch für die Malerei von Leiko Ikemura, wobei Tempera auf Jute eine ganz andere Offenheit zulässt als etwa Öl auf Leinwand. Gleiches gilt letztlich auch für die in dieser Ausstellung erstmals gezeigten beiden Filme der Künstlerin. Nach dem Prinzip des „Daumenkinos“ zeigen sie in Überblendungen eine Abfolge von Zeichnungen und heben damit die dynamische Entwicklung des einen Motivs aus dem anderen auf eine sehr erzählerische Weise hervor.
Diese sehr eigene Ausdrucksform der Künstlerin wird immer wieder mit ihrer Prägung durch zwei Kulturräume – dem japanischen und dem europäischen – erklärt. Das hat mit Blick auf die Biografie der Künstlerin zunächst sicherlich seine Berechtigung: Leiko Ikemura wurde in Tsu, Präfektur Mie, in Japan geboren und studierte spanische Literatur in Osaka. 1972 wanderte sie nach Spanien aus, um ihr Studium in Salamanca und Granada fortzusetzen. Parallel dazu begann sie in einem Bildhaueratelier plastisch zu arbeiten und studierte schließlich von 1973 bis 1978 Malerei in Sevilla. Nach einigen Jahren in der Schweiz zog Ikemura 1985 nach Köln und folgte 1991 der Berufung an die Universität der Künste in Berlin.