Wir träumen von Reisen durch das Weltall: ist denn das Weltall nicht in uns? Die Tiefen unseres Geistes kennen wir nicht. – Nach innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns, oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Welten, die Vergangenheit und Zukunft.
Imposante Berggipfel, unendliche Meeresweiten, magische Vollmondnächte – alles das gehört zum Bildrepertoire der Romantik, das tief in unserem visuellen Gedächtnis verankert ist. Als Antwort auf die Rationalität der Aufklärung wurde die Landschaft zum Seelenspiegel das Märchen, der Traum und das Reisen in unbekannte Welten schlossen neue Bereiche menschlicher Erfahrungsmöglichkeiten auf. Romantik, das bedeutete die Entdeckung des Sinnlichen und Emotionalen, der Schönheit und des Erhabenen. Der Wunsch, in einer ausgeleuchteten Welt etwas Transzendentes, in einer funktionalen Gesellschaft etwas Geheimnisvolles und in den Banalitäten des Alltags etwas Sinnstiftendes zu finden, war – frei nach Novalis – die romantische Triebfeder. Nicht als Stil, sondern als Haltung wirkt dieser romantische Geist bis heute fort – oder wird sogar heute einmal mehr wiederentdeckt. Der große französische Schriftsteller und Kunstkritiker Charles Baudelaire erkannte schon 1846: „Wer Romantik meint, meint moderne Kunst, das heißt die Intimität, die Spiritualität, die Farbe und das Streben nach dem Unendlichen ausgedrückt mit allen verfügbaren Mitteln der Kunst.“
Die Ausstellung „Im Schein des Unendlichen“ stellt 13 internationale Künstler:innen vor, die sich mit ihren Werken zu Motiven der Romantik in Beziehung setzen. Hiroyuki Masuyama und Kris Martin zitieren und ironisieren die gewaltigen Bildwelten des romantischen Malers Caspar David Friedrich. Die lichten Landschaftsfotografien von Elger Esser, die magischen Aufnahmen des Kreidefelsens auf Rügen von Darren Almond, die gewaltigen Panoramen von José María Mellado und die beeindruckende Installation eines Eisberges aus Grönland von Mariele Neudecker spiegeln die Auseinandersetzung mit der Landschaft als Projektionsfläche unserer Erinnerungen. Videos von Marina Abramoviç und Bill Viola, sowie die Fotografien des Amerikaners Alec Soth lassen den Menschen ganz im Naturraum verschwinden. Die Fotografin Susanna Majuri und Christoph Brech erschließen brüchige Märchenwelten. Melanie Wiora reflektiert die durchlässige Grenze zwischen Mensch und Welt und eine große Außeninstallation von Nils-Udo richtet den Blick in die Höhe – in die Unendlichkeit romantischer Sehnsüchte.
Eine Ausstellung im Rahmen des Projektes „Impuls Romantik“ des Kulturfonds Frankfurt RheinMain.