Die Bachaue des Haselbaches auf dem Stiftungsgelände soll nicht in herkömmlicher Art und Weise maschinell bewirtschaftet werden. Um die Flächen jedoch dauerhaft offen zu halten und vor Verbuschung zu schützen, wird die Pflege durch ganzjährige Beweidung durch Robustrinder und -pferde sichergestellt. Das Haselbachtal wird seit dem Sommer 2015 von einer Herde "Auerochsen" ganzjährig beweidet, seit Ende April 2016 ist dort einen kleine Herde Exmoor-Ponys heimisch. Seit Ende 2020 sind auch sechs Wasserbüffel als Landschaftspfleger auf den Nantesbucher Feuchtwiesen tätig.
Der Auerochs oder Ur ist der Stammvater aller Hausrinder. Einst waren diese Wildrinder über weite Teile Europas, Asiens und Nordafrikas verbreitet. Funde von vor- und nacheiszeitlichen Auerochsen belegen, dass diese bis Mittelschweden vordrangen und auch in England heimisch waren. Nachdem der Auerochs im 17. Jahrhundert ausgestorben war, haben Zoologen in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts – durch Kreuzung ursprünglicher Rinderrassen – ein "Abbild" des Auerochsen, das sog. Heckrind geschaffen. Es wird seit 1981 auch in Bayern zur Landschaftspflege eingesetzt.
Diese Abbildzüchtung füllt die Lücke, die der ausgestorbene Auerochse in der Naturlandschaft hinterlassen hat. Die durchschnittlich 500 und 800 Kilogramm schweren Tiere sind robust und widerstandsfähig. Die Heckrinder vertragen in artgerechter Haltung Kälte und Schnee sehr gut und leben so auch den ganzen Winter in der freien Natur.
Der „Auerochse“ ist ein Herdentier. Die Tiere sind nicht aggressiv, die Muttertiere schützen aber ihre Jungen gegenüber Füchsen und Hunden. Menschen sollten Abstand halten.
Literaturhinweis: Walter Frisch, Der Auerochs
Die robusten halbwild lebenden Exmoor-Ponys zählen zu den seltensten und ursprünglichsten Pferderassen der Welt. Sie gelten als eine der wenigen naturnah lebenden und unverfälschten Nachkommen des europäischen Wildpferds. Sie repräsentieren die vermutlich einzige europäische Pferderasse, die sich seit der Eiszeit als wildlebendes Pferd unverändert erhalten hat. Von den ehemals weit verbreiteten Beständen existieren heute noch kleine halbwild lebende Vorkommen im südwest-englischen Exmoor, das den Tieren ihren Namen verliehen hat. Zu den kennzeichnenden Wildpferd-Merkmalen der Exmoor-Ponys zählen Mehlmaul und helle Augenringe sowie helle Bauch- und Flankenfärbung bei einem Stockmaß von bis zu 130cm. Die bereits im Ursprung hängende Mähne schützt durch abfließenden Regen vor Nässe.
Die seit April 2016 in Nantesbuch weidenden Tiere wurden aus dem Schwäbischen Donaumoos übergesiedelt, wo sie bis dato zur Landschaftspflege eingesetzt waren.
Wie die "Auerochsen" und die Exmoor-Ponys leben auch die Wasserbüffel in artgerechter Robusthaltung ganzjährig im Freien. Dabei ergänzen sich Rinder und Ponys durch leicht unterschiedliche Nahrungsvorlieben ideal in ihrem Weideverhalten. Der Wasserbüffel ist ein sehr genügsamer Fresser; ihm schmeckt auch, was andere Rinderrassen verschmähen. Auf diese Weise ergänzt er die landschaftspflegerischen Maßnahmen gegen Verbuschung optimal. Vor allem aber sind die Wasserbüffel durch die von ihnen getretenen Kulen aktive Biotopgestalter und als solche auf den Nantesbucher Feuchtwiesen hochwillkommen.
Maßgebliche Naturwissenschaftler stehen heute auf dem Standpunkt, dass große, pflanzenfressende Huftiere, wie Wisente, Auerochsen, Wildpferde, Elche oder das Rotwild von Natur aus einen deutlichen Einfluss auf die natürliche Landschaft einschließlich der Wälder gehabt haben müssen. Die mitteleuropäische Landschaft wäre vor dem Erscheinen des Menschen keineswegs ein großes geschlossenes Waldgebiet gewesen, wie häufig geschrieben wird, sondern ein vielfältiges, teilweise auch offenes oder halb offenes Gebiet.
Die Beweidung von Landschaften mit Haustieren setzt nach dieser Überlegung nur die Weide durch inzwischen ausgerottete oder verdrängte Wildtiere fort. Großflächige Weideversuche im In- und Ausland haben in den vergangenen Jahrzehnten ergeben, dass abwechslungsreiche Landschaften mit typischen Tier- und Pflanzenarten gut durch eine ganzjährige und großflächige Huftier-Beweidung gepflegt werden können. Es hat sich auch gezeigt, dass es sehr gut möglich ist, große Huftiere wie Rinder und Pferde in Mitteleuropa bei bester Gesundheit ganzjährig im Freien zu halten.
Die Ganzjahresbeweidung verfolgt nicht nur das Ziel der Offenhaltung bestimmter Lebensräume, sondern auch die Wiederherstellung von lichten Waldökosystemen, wie sie unter dem Einfluss von natürlichen Großherbivoren-Gemeinschaften früher zumindest in bestimmten Bereichen verbreitet waren. Große Pflanzenfresser induzieren auch dynamische Prozesse, die für viele Pflanzen- und Tierarten existenziell sind.
Die Umsetzung erfolgt im Gegensatz zur Hütehaltung durch großräumige Koppelung und weniger intensive Betreuung des Viehs.
(Nach Walter Frisch, Entwicklungsprojekt: Renaturierung und Ganzjahresbeweidung im Haselbachtal, Sept. 2015 sowie
Strohwasser, Weideprojekte mit großen Huftieren, Landratsamt Garmisch-Partenkirchen, Sachgebiet Natur und Umweltschutz, Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, 2006)
Zu den Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Naturentwicklung mit großen Pflanzenfressern:
Lüneburger Erklärung zu Weidelandschaften und Wildnisgebieten vom 24.9.2003,
Universität Lüneburg in Kooperation mit dem BfN und dem BMBF