Nature Writing – die Konferenz

Welche Natur? Und welche Literatur? Drei Tage zu Perspektiven des Nature Writing in Zeiten des Anthropozän
FACHVERANSTALTUNG
Bild: Thomas Dashuber
Bild: Thomas Dashuber

Dreitägige Fachkonferenz mit Forscherinnen und Forschern aus der deutschen und der angloamerikanischen sowie der Vergleichenden Literaturwissenschaft, der Philosophie und der Wissensgeschichte, nicht zuletzt im Austausch mit Autorinnen und Autoren und Repräsentanten des Natur- und Umweltschutzes.

Nature Writing hat sich mit starken und lebendigen Traditionen in den USA und in Großbritannien entwickelt und im letzten Jahrzehnt auch verstärkt im deutschsprachigen Raum verbreitet. Viele der klassischen Texte (wie Henry David Thoreaus Walden oder J.A. Bakers The Peregrine / Der Wanderfalke), sowie Werke des sogenannten ‚New Nature Writing‘ (prominent: Robert Macfarlanes The Wild Places / Karte der Wildnis) wurden übersetzt, manche avancierten zu regelrechten Bestsellern.

Aktuell wird über Nature Writing kontrovers diskutiert. Zentral ist dabei die Frage, ob sich nicht angesichts der Krise des vorherrschenden, insbesondere ›westlichen‹ Naturverhältnisses die etablierten Formen einer literarischen Vergegenwärtigung von Naturerfahrungen tiefgreifend verändern müssen. Und: lässt sich überhaupt noch von ›Natur‹ als eigenmächtigen, in ein unendlich sinnreiches Gefüge verwobenen Erscheinungen ›gegenüber‹ den Menschen sprechen? Begegnen wir nicht vielmehr längst im Naturgeschehen überall unseren eigenen, menschlichen Machenschaften? Muss die Literatur dieses Agieren der Menschen an und mit Natur nicht aufnehmen und dafür neue Ausdrucksweisen finden?

Die Konferenz zu Perspektiven des Nature Writing setzt daher schon im Titel zwei Fragezeichen: Welche Natur? Und welche Literatur? An drei Tagen wird bei Vorträgen, Diskussionen, Lesungen und Gesprächen das literarische Genre Nature Writing genau betrachtet und kritisch erörtert. Ein New Nature Writing steht vor der Herausforderung, sich nicht in einer Klage über das Artensterben oder in einer Anklage wegen fortschreitender Habitatzerstörung zu erschöpfen. 

Die Tagung beginnt mit einer Abendveranstaltung, bei der Ulrike Draesner – Verfasserin vielschichtiger Texte über Naturerfahrung, ausgezeichnet mit dem Deutschen Preis für Nature Writing 2020 und jüngst mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds – aus ihren Werken liest und mit Evi Zemanek über literarische Strategien in Zeiten des Klimawandels, der Bodendegradation und des Verschwindens der natürlichen Vielfalt spricht. 

Die Vorträge und Diskussionen des folgenden Tages gliedern sich in zwei Blöcke: Im ersten werden Grundfragen der sprachlichen Gestaltung von Nature Writing und der ›Ökologisierung‹ der Literatur in der Erdepoche des Anthropozäns thematisiert. Der zweite Block stellt ausgewählte thematische und ideengeschichtliche Aspekte des klassischen und des aktuellen Nature Writing vor. 

Am Abend diskutiert Hubert Weiger, langjähriger Präsident des Bundes für Umwelt- und Naturschutz, mit dem Biologen und Philosophen Cord Riechelmann über einen direkten oder indirekten politischen Gehalt von Nature Writing und über die Rolle von ›Kultur‹ in der Arbeit eines großen Naturschutzverbandes. Das Gespräch führt der Literaturwissenschaftler und Autor Ludwig Fischer. 

Am letzten Tag werden anhand von wichtigen, beispielhaften Texten des Nature Writing zentrale, aber bislang vergleichsweise wenig behandelte Aspekte von Naturerfahrung besprochen: die literarische Thematisierung von übermächtiger, sogar tödlich bedrohender Natur, wie Val Plumwood sie beschreibt; die Auseinandersetzung mit der ethno- bzw. eurozentrischen Perspektive des klassischen Nature Writing und deren Überwindung bei Henry David Thoreau und der indigenen Botanikerin und Autorin Robin Wall Kimmerer, und die Hinwendung zu beschädigter, vernutzter, entstellter Natur sowie ›denaturierter‹ Kulturlandschaften bei Esther Kinsky.

Der Vortrag von Matthias Glaubrecht, nähert sich zwei Naturforschern, die beide eine Doppelrolle als Dichter und Naturforscher innehatten. Bei Alexander von Humboldt überlagern sich der Anspruch an die exakte Vermessung und ästhetische Erfahrung der Natur und vermischen sich poetische Sprache mit empirischer Erfassung der Natur. Die Genese seiner Art von „nature writing“ sowie seine Auswirkungen auf jüngere Zeitgenossen, darunter allen voran der französisch-stämmige Poet und Botaniker Adelbert von Chamisso, wird bei diesem Vortrag näher untersucht werden.

Der Nachmittag ist individuellen Erkundungen im Stiftungsgelände gewidmet. Markante Elemente der abwechslungsreichen Voralpenlandschaft, wie die Talsenke des renaturierten Haselbachs, ein wiedervernässtes Hochmoor und eine extrem extensiv genutzte Waldwiese können besucht werden.

Bei der abschließenden Abendveranstaltung werden Ulrike Draesner und Marion Poschmann aus ihren Werken lesen. In der Diskussion mit der Literaturwissenschaftlerin Tanja van Hoorn werden die beiden Dichterinnen über Chancen und Probleme einer neuen Naturlyrik sprechen. 


Konzeption und wissenschaftliche Leitung: Tanja van Hoorn und Ludwig Fischer


DAS PROGRAMM


Mittwoch, 6.10.21

Doggerland

Literarische Strategien in Zeiten des Klimawandels


Öffentliche Abendveranstaltung zur Eröffnung der Nature Writing-Konferenz
mit Ulrike Draesner und Evi Zemanek


19.30 Uhr

Zur Eröffnung der Nature-Writing-Konferenz liest Ulrike Draesner die Trägerin des Deutschen Preis für Nature Writing 2020 und des Großen Preis des Deutschen Literaturfonds 2021 aus ihren vielschichtig erzählenden Werken.

Im Gespräch mit Evi Zemanek spricht sie anschließend über literarische Strategien in Zeiten des Klimawandels, der Bodendegradation und des Verschwindens der natürlichen Vielfalt.


Öffentliche Abendveranstaltung




Donnerstag, 7.10.2021

Zukunftsfragen

Zu Konzepten und Elementen des Nature Writing


Vorträge und Diskussionen

Ein Tag zu Grundfragen, Gehalt und Bedeutung von Nature Writing vor dem Hintergrund der Anthropozän-Epoche



Vormittags       
Programmatisches/Konzeptionelles

Grundfragen der sprachlichen Gestaltung von Nature Writing und der ›Ökologisierung‹ der Literatur in der Erdepoche des Anthropozäns


9.30 Uhr  
Nature Writing und Sprache

Jürgen Goldstein


10.15 Uhr
"Wer spricht? Politische Didaktik des Nature Writing"

Benjamin Bühler


11.30 Uhr  

'Nature Writing' und 'Kritisches Naturschreiben' im Horizont des Anthropozän
Christine Kanz



Nachmittags     
Elemente des Nature Writing

Thematische und ideengeschichtliche Aspekte des klassischen und des aktuellen Nature Writing


14 Uhr
„Wieso jetzt die Igel?“
Tiere, Naturewritings und Peter Kurzecks ‘Vorabend‘

Roland Borgards


15 Uhr

Garden Writing in the Anthropocene

Axel Goodbody


16.45 Uhr

Nature Writing und Naturgeschichte

Tanja van Hoorn



Abends


19.30 Uhr

Nature Writing und Natur-/Umweltschutz

Kamingespräch über den direkten oder indirekten politischen Gehalt von Nature Writing und über die Rolle von ›Kultur‹ in der Arbeit eines großen Naturschutzverbandes.

mit Hubert Weiger, langjähriger Präsident des Bundes für Umwelt- und Naturschutz
und Cord Riechelmann, Biologe und Philosoph

Moderation: Ludwig Fischer





Freitag, 8.10.2021


Konferenztag mit Kylie Crane, Peter Braun und Caroline Rosenthal, Jan Gerstner, Matthias Glaubrecht sowie Ulrike Draesner, Marion Poschmann und Tanja van Hoorn


Spurensuche: Nature Writing und die deutschsprachige Literatur



Dieser Konferenztag widmet sich zentralen, aber bislang vergleichsweise wenig behandelten Aspekten von Naturerfahrung im Nature Writing und lässt dabei beispielhaften Texte zu Wort kommen. So wird die bedrohende, sogar tödliche Natur in den Blick genommen, wie Val Plumwood sie beschreibt; die Auseinandersetzung mit der ethno- bzw. eurozentrischen Perspektive wie sie im klassischem Nature Writing beispielsweise bei Gary Snyder vorkommt, oder die Hinwendung zu beschädigter, vernutzter, entstellter Natur und ›denaturierten‹ Kulturlandschaften bei Esther Kinsky.

Matthias Glaubrecht nähert sich zwei historischen literarischen Größen, die beide eine Doppelrolle als Dichter wie auch als Naturforscher innehatten: Alexander von Humboldt und Adelbert von Chamisso. Bei von Humboldt überlagern sich der Anspruch an die exakte Vermessung und ästhetische Erfahrung von Natur. Empirische Erfassung erschließt sich in poetischer Sprache. Der Vortrag untersucht die Genese und die Auswirkungen seiner Art von „nature writing“ auf jüngere Zeitgenossen wie den französisch-stämmigen Poeten und Botaniker von Chamisso.

Der Nachmittag erlaubt individuelle Erkundungen im weitläufigen Gelände der Stiftung Kunst und Natur Nantesbuch. Markante Elemente der abwechslungsreichen Voralpenlandschaft, wie die Talsenke des renaturierten Haselbachs, ein wiedervernässtes Hochmoor und eine besonders extensiv genutzte Waldwiese können besucht werden.

Bei der abschließenden Abendveranstaltung lesen Ulrike Draesner und Marion Poschmann aus ihren Werken und sprechen in der anschließenden Diskussion mit der Literaturwissenschaftlerin Tanja van Hoorn über Chancen und Probleme einer neuen Naturlyrik.



Vormittag

Exemplarische Lektüren


9.15 Uhr
parallele Round Table Gespräche

1 Übermächtige Natur bei Val Plumwood
Kylie Crane


2 'Nature Writing und Indigenes Wissen:
„Die Erdbeere“ - Henry David Thoreau u. Robin Wall Kimmerer
Peter Braun und Caroline Rosenthal


3 Nature Writing im gestörten Gelände bei Esther Kinsky
Jan Gerstner



11Uhr
Humboldts Erbe? – Nature Writing zwischen Romantik und Naturforschung.
Vortrag von Matthias Glaubrecht


12 Uhr Zwischen-Resümee und Ausblick


Nachmittags

Erkundungen

Ab 14 Uhr
Spaziergang ins Gelände Nantesbuch



Abends


19.30 Uhr

Nature Writing in der deutschen Lyrik

Lesungen und Gespräch mit Ulrike Draesner und Marion Poschmann, Moderation: Tanja van Hoorn

Öffentliche Abendveranstaltung




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HINWEIS CORONA PANDEMIE-LAGE 

Bitte beachten Sie, dass bei dieser Abendveranstaltung aufgrund einer engeren Bestuhlung vsl. auch am Sitzplatz eine medizinische Maske getragen werden muss. Weitere Hinweise finden Sie hier. 

Leider müssen wir uns vorbehalten, auf aktuelle Änderungen der Infektionsschutz-Regelungen im Rahmen der Corona-Pandemie zu reagieren und ggf. auch kurzfristig die Teilnehmerzahl unserer Veranstaltungen zu reduzieren. Falls erforderlich können dann bereits erworbene Tickets storniert und zurückerstattet werden.

Details

3 Tage
06.-08.10.21

Regulär Vor-Ort-Teilnahme 220 €
Reduziert Vor-Ort-Teilnahme 180 €

inkl. Tagesverpflegung, Abendessen sowie warme und kalte Getränke. Die Wahl zwischen regulärem und reduziertem Kostenbeitrag liegt im Ermessen der Teilnehmenden.

Veranstaltung abgelaufen, keine Buchung mehr möglich.

Wettergerechte Kleidung und gutes Schuhwerk wird empfohlen.

Veranstaltungsort

Bad Heilbrunn: Langes Haus

Karpfsee 12
83670 Bad Heilbrunn

Transfer

Bei allen Veranstaltungstagen besteht ein kostenpflichtiges Transfer-Angebot ab München, (P+R Aidenbachstr.) und Bhf. Penzberg, sowie ein kostenfreier Transfer ab den Partnerhotels.

Kontakt

+ 49 (0)846 2319 115
veranstaltungen@kunst-und-natur.de

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Regulär Vor-Ort-Teilnahme 84 €
Reduziert Vor-Ort-Teilnahme 66 €

Veranstaltung abgelaufen, keine Buchung mehr möglich.

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19.30 Uhr

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Bild: Thomas Dashuber
Bild: Thomas Dashuber
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Regulär Vor-Ort-Teilnahme 12 €
Reduziert Vor-Ort-Teilnahme 8 €

Veranstaltung abgelaufen, keine Buchung mehr möglich.

Bild: Thomas Dashuber
Bild: Thomas Dashuber