Die Spur des Menschen

Eröffnungsabend mit Impulsvorträgen und Podiumsdiskussion
SONDERVERANSTALTUNG
Photo courtesy of Anthropocene Films Inc.
Photo courtesy of Anthropocene Films Inc.

Nur für den Zeitraum eines Wimpernschlags im Vergleich zur Erdgeschichte existiert der Mensch auf der Erde. Und dennoch ist er in dieser Zeit bereits selbst zu einer Naturgewalt geworden, vergleichbar mit den gewaltigen Meteoriteneinschlägen und Vulkanausbrüchen, die das Gesicht des Planeten vor Jahrmillionen schlagartig verändert haben. Der Mensch hat in kürzester Zeit das Klima nachhaltig beeinflusst und die Erde in vielerlei Hinsicht aus dem Gleichgewicht gebracht. Seine Spuren werden auch in Millionen Jahren noch sichtbar sein. 
Ist der Mensch wirklich zum geologischen Faktor geworden? 
Mit dieser neuen Betrachtung wird nicht zuletzt das bisherige Weltbild des Menschen in Frage gestellt, das auf einer stabilen Beziehung zwischen Natur und Kultur, Subjekt und Objekt – zwischen Mensch und Welt – beruhte. 

In der Eröffnungsveranstaltung der Thementage Anthropozän stellen Vertreter aus Geologie, Politik, Wissenschaftsjournalismus und Literaturwissenschaft, die sich seit Jahren intensiv mit der Debatte beschäftigen, ihre unterschiedlichen Perspektiven und Fragen zum Anthroprozän gegenüber. 

Es diskutieren:

Prof. Gabriele Dürbeck, Kultur- und Literaturwissenschaftlerin an der Universität Vechta

Prof. Christoph Görg, Politikwissenschaftler und Leiter des Instituts für Soziale Ökologie an der Universität für Bodenkultur in Wien

Prof. Dr. Reinhold Leinfelder, Paläontologe und Geobiologe, Professor an der Freien Universität Berlin und Mitglied der Anthropocene Working Group

Christian Schwägerl, Wissenschaftsjournalist und Autor u.a. des Buches „Menschenzeit: Zerstören oder gestalten? Die entscheidende Epoche unseres Planeten“, Riemann Verlag 2010)

Moderation: 

Dr. Nina Möllers, Historikerin und Programmleiterin von Biotopia. 2014 bis 2016 leitete und kuratierte Möllers die Sonderausstellung „Willkommen im Anthropozän“ am Deutschen Museum in München

Gabriele Dürbeck versteht die kritische Reflexion des Anthropozän-Diskurses als eine wichtige Aufgabe der Kulturwissenschaften. Sie unterscheidet für die verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven auf das Thema fünf Narrative. Eines davon: das Katastrophen- bzw. Apokalypsen-Narrativ. In der Literatur, in Filmen, aber auch in der Wissenschaft sind Katastrophenszenarien und das antizipierte Ende der Welt ein gängiges Thema. Wieso erfindet der Mensch postapokalyptische Welten, in denen er selbst nicht mehr vorkommt? Was bleibt von der Welt, wenn der Titelheld ausgestorben ist? 

Für Christoph Görg dreht sich die Anthropozän-Debatte zu wenig um den 'Anthropos', den Menschen selbst. Ihm fehlt darin das Thema der gesellschaftlichen Dynamik und politischen Gestaltung. Görg verweist auf die Grenzen der Gestaltbarkeit gesellschaftlicher Entwicklung und unzureichende umweltpolitische Maßnahmen und Institutionen, um der globalen Dynamik des Ressourcenverbrauchs und ihrer Folgen wirksam entgegenzuwirken. Bieten realpolitische Strategien langfristig ausreichende Steuerungsinstrumente, um den klimatischen Herausforderungen zu begegnen? Ist Nachhaltigkeit im System politischer Periodizität überhaupt möglich? 

Reinhold Leinfelder plädiert für die Einführung eines neuen geologischen Zeitalters. Eine nachhaltige Entwicklung sei nur in Form einer Symbiose von Mensch und Erde möglich. Die Erde müsse dabei wie eine Stiftung behandeln werden, bei der die Menschen nur von ihren Überschüssen leben während das Stammkapital unberührt bleibt. Der derzeitige „Parasitismus“ des Menschen an der Natur müsse sich wandeln zu einer echten Symbiose von Mensch und Natur, im Sinne eines gegenseitigen Nutzens. Sollte ein neues Erdzeitalter nicht Bezug nehmen auf die Aufhebung der Grenzen zwischen Natur und Kultur? 

Christian Schwägerl sieht die Grenzen zwischen Natur und Kultur verschwinden. Aus der Umwelt wird eine Menschenwelt. Doch genau diese geht auf Kosten einer langen Zukunft der Menschheit, weshalb Schwägerl zu einer Bürgerbewegung aufruft – für ein fruchtbares Zeitalter des Menschen. Lässt sich das Rad wirklich noch zurückdrehen? 

Es bleibt Zeit für ein Getränk und ein anregendes Gespräch vor und nach der Veranstaltung

Details

Freitag, 15.11.19
19.00 Uhr
Einlass: 18.15 Uhr

Regulär Vor-Ort-Teilnahme 18 €
Reduziert Vor-Ort-Teilnahme 14 €

Veranstaltung abgelaufen, keine Buchung mehr möglich.

Veranstaltungsort

Bad Heilbrunn: Langes Haus

Karpfsee 12
83670 Bad Heilbrunn

Transfer

Shuttle ab P&R Aidenbachstraße München U3 17.20 Uhr (Fahrzeit ca. 55 Minuten) und ab Bhf. Penzberg 18.05 Uhr (Fahrzeit ca. 15 Minuten). Rückfahrt ab Langes Haus 22.00 Uhr

Mit

Gabriele Dürbeck
Christoph Görg
Reinhold Leinfelder
Christian Schwägerl
Nina Möllers

Kontakt

+ 49 (0)8046 2319 115
veranstaltungen@stiftung-nantesbuch.de

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Veranstaltung abgelaufen, keine Buchung mehr möglich.

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